Das Jahr neigt sich. Die Planungen gehen bereits in das neue Jahr über. Haben Sie schon überlegt, welche grenzüberschreitenden Projekte Sie mit Ihrem Kita-Partner gemeinsam umsetzen wollen?
Vielleicht einen Austausch der beiden Kita-Teams, um sich besser kennen zu lernen oder konkrete Ideen für 2026 zu spinnen?
Vielleicht einen gemeinsamer Ausflug mit den Kindern Ihrer Kitas aus Deutschland und Polen, um sich gegenseitig die Ostertraditionen vorzustellen und diese gemeinsam auszuprobieren?
Vielleicht ein gemeinsames Fest Ihrer Einrichtungen mit den Familien zusammen, um die Einrichtung der Partner-Kita kennenzulernen?
Diese und andere Begegnungsprojekte im grenznahen Raum sind über das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) förderbar. Das Förderprogramm „Kind trifft Dziecko – Kind spotyka dziecko“ macht es möglich. Über eine unkomplizierte Beantragung können Begegnungstage mit bis zu 1.000 EUR unterstützt werden.
Vomm 17. September bis zum 1. Oktober fanden die 1. Sachsenweiten Aktionstage rund um Nachbarschaft und Sprachen statt. Es war ein vielfältiger Veranstaltungszeitraum voller Gelegenheiten, um mit unseren Nachbarn aus Polen, Tschechien und der Welt vor eurer Haustür in den Austausch zu kommen. Wie das ging? Unsere Aktionslandkarte war gefüllt mit fast 100 Angeboten für Klein bis Groß vieler Einrichtungen, Initiativen, Kitas, Vereine und mehr. Schaut gern noch einmal rein, überzeugt euch selbst und vor allem: seid das nächste Mal wieder mit dabei!
Angebote zum Weltkindertag waren
Die vielfältigen Angebote rund um den Weltkindertag am 20.09.2024 hatten die Aktionslandkarte besonders bunt gemacht:
Im Kinderhaus St. Jakobus in Görlitz wurde der Herbst begrüßt und auf die herbstlichen Landschaften in all den Ländern geschaut, die durch die Familien und Kinder im Kinderhaus zu Hause sind. Ein interkulturelles Herbstbuffet lud zum Probieren und Austauschen ein.
Im MusKnica e. V. in Bad Muskau fand ein interkulturelles Integrationstreffen statt, um neue Nachbarn in der Stadt zu begrüßen und kennenzulernen. Außerdem übten sich Alteingesessene im sprachlichen Austausch der Sprachen dieser Welt.
Jasmina mit den Kindern der Zgorzelecer Kita nach der Generalprobe zur diesjähringen Weihnachtsgeschichte Foto: Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH
„Als unsere Fachberaterin fragte, wer von uns Fachschülern Interesse hat das Orientierungspraktikum in einer polnischen Kindereinrichtung durchzuführen, war für mich klar: Das mache ich!“ Jasmina Hermann ist im ersten Jahr ihrer Fachschulausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin am Beruflichen Schulzenrum Christoph Lüders in Görlitz.
Der Wunsch, einmal mit Kindern zu arbeiten, wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, da ihre Großeltern und ihre Mama im Lehrberuf tätig waren bzw. sind. Erste Erfahrungen hat Jasmina bereits in deutschen Kitas gesammelt und sich ein Bild davon machen können, wie der Kitaalltag in Deutschland organisiert ist bzw. wie die pädagogische Arbeit mit den Kindern methodisch umgesetzt wird. „Mich interessiert aber auch, wie das Konzept Kindertagesbetreuung in anderen Ländern funktioniert und wie sich z.B. Kindergärten im Ausland finanzieren.“, sagt Jasmina. Nun hatte sie als erste und bisher einzige Fachschülerin ihrer Ausbildungsstätte die Möglichkeit, genau dies in einem Zgorzelecer Kindergarten zu erleben. Ihre Hoffnung ist es, dass sie mit ihrem Ausflug in die polnische Kitapraxis zum einen ein Vorbild ist für zukünftige angehende Erzieher. Zum anderen möchte sie damit zeigen, dass der Blick ins Nachbarland für die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin eine große Chance bedeutet, weil er interkulturelle Erfahrungen mit sich bringt, die für die künftige Tätigkeit in einer Kita wichtig sind.
Bei der Frage, wie es mit Kenntnissen in der Nachbarsprache aussieht, meint sie: „Polnisch zu lernen ist mir bis zu Beginn meiner Ausbildung noch gar nicht so recht in den Sinn gekommen. Jetzt wohne ich aber in Görlitz und pendle regelmäßig über die Grenze, z.B. zum Einkaufen. In einer Grenzregion muss man sich einfach verständigen können mit den Nachbarn. Vielleicht kann ich ja später in meinem Beruf bei den von mir betreuten Kindergartenkindern schon die Basis dafür legen.“
Polnisch wird den Fachschülern am Berufsschulzentrum Christoph Lüders als Wahlfach vermittelt. Die angehenden Erzieher lernen dabei vor allem die pädagogische Fachsprache für den Alltag mit den Kindern in der Kita. Themen wie Kleidung, Essen, Farben und ähnliches sind typisch. Der Unterricht wird von einer polnischen Muttersprachlerin durchgeführt. „Mein Sprachvorbild ist vor allem meine polnische Freundin. Sie hilft mir beim Lernen und besonders beim Sprechen.“, sagt Jasmina. Die Erfahrungen, die sie in der Przedszkola Nr. 2 in Zgorzelec gesammelt hat sind unbezahlbar. So konnte sie mit den polnischen Kindern ganz spielerisch und ohne Ängste ihr Polnisch ausprobieren und verbessern. Gleichzeitig haben die Kinder von ihr die deutsche Sprache erlernt. „Es war also ein tolles Geben und Nehmen.“
Ob sie der polnischen Sprache auch nach ihrer Ausbildung treu bleibt, weiß Jasmina jetzt noch nicht, da sie nicht sagen kann, wohin es sie einmal verschlägt. Das sei aber für den Moment nicht wichtig. Die Tatsache, mit Polnisch eine neue Sprache und damit auch die Kultur der Nachbarn kennen zu lernen, sei allemal ein Zugewinn und nur nützlich für die Zukunft.