Das deutsch-tschechische Interreg-Projekt „Nachbarsprache von Anfang an! – Jazyk sousedů od začátku!“ ist im Januar 2024 gestartet. Es verfolgt seither das Ziel, Kinder im sächsisch-tschechischen Grenzraum frühzeitig für die Sprache und Kultur des Nachbarlandes zu begeistern. Der Projektverlauf wird durch einen Expertenbeirat fachlich und wissenschaftlich begleitet, um nachhaltige Strukturen für die nachbarsprachige Bildung in den Grenzregionen zu schaffen.
Dieser Beirat setzt sich aus Vertretenden der Wissenschaft, Regionalentwicklung und Bildungspraxis zusammen.
Am 24. Oktober fand die zweite Sitzung dieses Gremiums statt. Neben einem Überblick zum Projektstand wurden auch zentrale Herausforderungen diskutiert.
Bisherige Erfolge des Projektes:
- Aktuell sind 47 Kitas in den Grenzregionen Sachsens und Tschechiens am Projekt beteiligt.
- In diesen 47 Einrichtungen ermöglichen insgesamt 10 deutsch- bzw. tschechisch-sprachige Personen als Sprachbegleitende den Kindern und den Kita-Teams regelmäßig und alltagsintegriert das „Bad in der jeweiligen Nachbarsprache“.
- Die am projektbeteiligten Partner, die grenzüberschreitenden Euroregionen EUREGIO EGRENSIS, Neisse-Nisa-Nysa, Erzgebirge/Krušnohoří und Elbe/Labe, arbeiten am Aufbau von insgesamt vier euroregionalen Kita-Netzwerken. So fanden 2024 zentrale Kita-Netzwerktreffen in den einzelnen Projektregionen sowie erste grenzüberschreitende Kinderfeste statt, die sich vielfältigen Themen, z. B. Sport, Theater und Natur, widmeten.
- Die Sprachbegleitenden wurden sowohl online als auch in Präsens rund um das Thema nachbarsprachige Bildung und zum Schwerpunkt Nachbarsprachbad (Sprachimmersion) durch die Sächsische Landesstelle für nachbarsprachige Bildung und TANDEM – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch fortgebildet. Als Beispiel sei ein mehrsprachiges Workshop im Rahmen des Trinationalen Kita-Fachforums genannt, welches am 17.09.2024 über die digitale Plattform DINA.internationa stattfand.
- Die Projektaktivitäten und Einblicke in die Kita-Praxis der Sprachbegleitenden wurden u. a. auf der Aktionslandkarte der 1. Sachsenweiten Aktionstage rund um Nachbarschaft und Sprachen in der Öffentlichkeit sichtbar.
Insgesamt ist die Resonanz der am Projekt beteiligten Partner, Einrichtungen und Personen sehr positiv. Vor allem das Echo aus den teilnehmenden Kitas ist vielversprechend und die weitere Nachfrage zeigt den Bedarf und das Interesse in weiteren Einrichtungen. Gleichzeitig stoßen die Projektakteure auf Herausforderungen, die es gilt, in der Projektperspektive gemeinsam zu bewältigen.
Zentrale Herausforderungen sind:
- Administrative Hürden in Form von fehlenden Regelungen für den grenzüberschreitenden Einsatz von Sprachanimateuren.
- Kapazitätsgrenzen des Projektes: Die Nachfrage am Projekt interessierter Kitas übersteigt die derzeitigen Möglichkeiten des Projekts.
- Heterogene Rahmenbedingungen in den Projekt-Kitas: Die teilnehmenden Einrichtungen unterscheiden sich u. a. in ihren Gruppenzusammensetzungen, Teamstrukturen und Arbeitsweisen. Diese Vielfalt erfordert flexible Ansätze von Seiten der Projektkoordination bis hin zu den Sprachbegleitenden, die die individuellen Bedürfnisse der Kitas berücksichtigen müssen.
- Kurzfristige Projektförderung: Die aktuelle Projektfinanzierung erfolgt nur bis Ende 2026. Eine langfristige und nachhaltige Planung in den Geschäftsstellen der Euroregionen und letztendlich auch bei den teilnehmenden Kitas ist damit erschwert.
Bisheriges Fazit:
Der Expertenbeirat betont die politische Dimension des Projektes – es soll aufzeigen, welches Potenzial in der Grenzregion steckt, auf das es aufzubauen gilt. Ein zentrales Anliegen ist es dabei, den Bedarf an der nachbarsprachigen Bildung systematisch zu erfassen, zu dokumentieren und der Politik zu übermitteln. Ziel ist es, eine nachhaltige politische Unterstützung zu gewinnen, um nachbarsprachige Bildung dauerhaft zu sichern – und zwar nicht durch befristete Projektförderung, sondern durch institutionelle Förderung und ihre Verankerung in den Bildungsplänen der Grenzregion.
Wer steckt hinter dem Projekt?
Das sächsisch-tschechische Projekt „Nachbarsprache von Anfang an – Jazyk sousedů od začátku !“ wird im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg Sachsen-Tschechien 2021-2027 finanziert. Es steht unter der Schirmherrschaft der Sächsischen Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung, Katja Meier, und des Ministers für Bildung, Jugend und Sport der Tschechischen Republik, Mikuláš Bek.
Mehr Informationen zum Projekt unter https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/de/sn-cz-2021-2027.html.