Sprachen: Das A und O in Sachen Bildung?!

Ausschnitt Veranstaltungsplakat So lautete der Titel des Vortragsabends im Deutschen Hygienemuseum Dresden (DHMD) am 1. November. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Das Pädagogische Quartett“ begrüßte die Verantwortliche für Wissenschaft und Ausstellungen Dr. Susanne Illmer im Namen des Museums das Publikum zum gemeinsamen Austausch mit Wissenschaftler/-innen und Praktiker/-innen zum Thema Spracherwerb und Mehrsprachigkeit bei Kindern. Auch die LaNa war anwesend, um sich wertvolle Impulse in die praktische Arbeit zur Förderung der frühen nachbarsprachigen Bildung in Sachsens Grenzregionen mitzunehmen.

 Im Podium diskutierten die Sprachwissenschaftlerin und Psycholinguistin Prof. Dr. Rosemarie Tracy und die Erziehungswissenschaftlerin Trang Schwenke-Lam sowie die Leiterin des Kompetenzzentrums sprachliche Bildung Dresden, Uta Reichel, und der Rektor des Förderzentrums Sprache Dresden, Uwe Hempel.

Im ersten Teil Blick aus dem Publikum auf Präsentation R. Tracydes Abends wurde aus wissenschaftlicher Sicht erläutert, wie Kinder überhaupt Sprache erlernen und welche positiven und negativen Bedingungen den Spracherwerb begünstigen bzw. auch behindern können. Frau Prof. Tracy unterstrich u.a., dass „der Mensch ein Talent für den Sprachenerwerb hat“, sich der Wortschatz jedoch über das Hören bzw. durch Sprachvorbilder aufbaue und nicht selbst erfinden könne. Dabei sei es irrelevant, welche Sprachmodalität vorliegt, also z.B. Zeichen- oder Lautsprache. Frau Schwenk-Lam stellte in diesem Rahmen das Sprachforschungsprojekt „HEBE – Herkunfts- und Bildungserfolg“ vor, welches aktuell den Ursachen für das unterschiedliche Abschneiden von jungen Menschen verschiedener Herkunft auf den Grund geht und dabei vergleichend Zuwandererfamilien aus der Türkei und Vietnam in Sachsen und Hamburg „unter die Lupe nimmt“. Ein Ziel des Projektes ist es, herauszufinden, wie Eltern ihre Kinder fördern und unterstützen können, besonders an den Übergängen im deutschen Bildungssystem.

Der zweite Teil widmete sich dem Fremdsprachenerwerb bzw. der Mehrsprachigkeit bei Kindern. Frau Prof. Tracy erläuterte, dass die Umsetzung des Zweitsprachenerwerbes in bilingualen Kitas bzw. das Gelingen von Mehrsprachigkeit in der Kita, z.B. aufgrund von Zuwanderung nicht deutschsprachiger Familien, u.a. eine gute Zusammenarbeit im Team und entsprechend qualifiziertes Personal voraussetzt. Ebenso wichtig seien in diesem Zusammenhang der Respekt, eine aufgeschlossene Haltung und die Wertschätzung gegenüber dem lernenden Kind.

Frau Reichel und Herr Hempel bereicherten die Diskussion durch ihre Erfahrungen aus der Praxis. So brachte Herr Hempel auch den Anstieg deutscher Kinder mit Sprachauffälligkeiten und -problemen am Übergang Kita-Grundschule mit in den Diskurs.

Mit prägnanten Schlussworten wurde der Vortragsabend abgerundet: „Einsprachigkeit ist heilbar“, meinte Rosemarie Tracy kurz und knapp, und Frau Schwenke-Lam äußerte den Wunsch, dass bei allem als erstes der Mensch im Vordergrund stehen sollte, unabhängig von kulturellem, sprachlichem oder religiösem Hintergrund. Frau Reichel wünschte sich für ihre Arbeit mehr zweisprachige Literatur, u.a. für einen besseren Zugang zu Kindern und Eltern.

Die LaNa resümiert: Ein vielschichtiger Vortragsabend, der genügend Gesprächsstoff für weitere Veranstaltungen zu diesem Thema parat hält. Für die Arbeit auf dem Weg zur Nachbarsprache von Anfang an! in Sachsen war ein Austausch mit Frau Schwenke-Lam im Anschluss an die Veranstaltung aufschlussreich. Sie wies u.a. darauf hin, dass das frühe Erlernen einer Nachbarsprache als Zweitsprache und das Erleben einer Nachbarkultur in Grenzregionen nur positiv sein kann. Die Möglichkeit der frühen Zweitsprachkigeit fördere u.a. auch das verknüpfte Lernen. D.h. die Kinder würden die eigene Muttersprache in Grammatik, Aussprache, Syntax, etc. aufgrund der erworbenen Kenntnisse in z.B. Polnisch und Tschechisch im Vergleich besser verstehen, nachvollziehen und anwenden können.

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