In der Rubrik Kita des Monats stellt die LaNa regelmäßig eine sächsische Kindertagesstätte vor, die sich auf den Weg zur „Nachbarsprache von Anfang an!“ begeben hat oder bereits Angebote der Nachbarsprache und -kultur im Kita-Alltag unterbreitet. Aktuell berichtet Frau Keller aus dem Kinderhaus Annett in Heidenau, welcher Anlass und welche Motivation hinter der Annäherung zur tschechischen Sprache und Kultur stehen und mit welchen wenigen Mitteln daraus ein wunderbares und regelmäßiges interkulturelles Projekt entstanden ist:
Das Kinderhaus Annett in Heidenau ist ein Kindergarten mit 30 Plätzen. Zu unserer Konzeption gehört es, dass täglich frisch gekocht wird und sich die Kinder regelmäßig an der Zubereitung des Essens beteiligen.
Seit einiger Zeit arbeitet bei uns eine tschechische Köchin. Es ist üblich, dass diese ihr Mittagessen mit den Kindern gemeinsam einnimmt, um im direkten Kontakt mit den Kindern wichtige Rückmeldungen zu bekommen.
Irgendwann begannen einzelne Kinder sie zu fragen, wie dieses oder jenes Wort auf Tschechisch heißt. Sie fanden das total lustig und versuchten, diese Worte nachzusprechen. Unsere Köchin hatte auch Spaß an dem Interesse der Kinder und sie wiederholte geduldig alle Worte. Die Kinder staunten, dass manches auch dem Deutschen sehr ähnlich klingt.
Nach und nach entstand die Idee, jede zweite Woche einen Kochtag zu planen. Die Kinder lernen so, wie verschiedene Speisen gekocht werden, aber sie lernen auch, Gerätschaften zweckbestimmt zu benutzen und z.B. mit scharfen Messern zu schneiden.
Das alles ist vielleicht noch nichts Außergewöhnliches, aber wir sprechen während dieser Aktivität vorwiegend tschechisch. Das heißt, ich lege für den jeweiligen Kochtag in Absprache mit der Köchin fest, welche Vokabeln (entsprechend der Zutaten und der Küchengeräte) im Mittelpunkt stehen. Diese werden während des Kochens von mir und den Kindern sehr oft wiederholt. Die Köchin hilft uns immer wieder auf die Sprünge und berichtigt unsere Aussprache, indem sie es richtig wiederholt.
Ich und auch die Eltern sind überrascht, wie schnell wir uns diese ersten Worte einprägen konnten.
Die Essenausgabe übernehmen am Kochtag natürlich die Kinder. Dazu tragen sie gemeinsam das Essen in die Gruppen und sagen auf Tschechisch zum Beispiel: „Bitte – Bratwurst, Kartoffelbrei und Sauerkraut!“ (Prosim – Globasa, Bramburova Gasche, Kiesele selli) Ein weiteres Kind hilft der empfangenden, nicht tschechisch sprechenden Erzieherin mit: „Danke – Jekuje“.
Unterdessen sprechen die Kinder auch schon untereinander während des Tages immer mal wieder tschechisch, wenn es ihnen einfällt.
Wir danken Frau Keller für diesen motivierenden Einblick in Ihre Kita und wünschen allseits „Dobrou chuť!“. Weitere Kitas, die in der Rubrik bisher erschienen sind, finden Sie über den Blog der LaNa in der Kategorie Portraits. Möchten auch Sie Ihre Kita in der Rubrik Kita des Monats präsentieren? Oder möchten Sie uns eine Kita empfehlen? Sprechen Sie uns an.