Kita des Monats
In dieser Rubrik stellt die LaNa regelmäßig eine sächsische Kindertagesstätte vor, die sich auf den Weg zur "Nachbarsprache von Anfang an!" begeben hat oder bereits Angebote der Nachbarsprache und -kultur im Kita-Alltag unterbreitet. Erfahren Sie von den unterschiedlichen Anlässen und Motivationen, sich dem Thema Nachbarsprachvermittlung zu öffnen, lesen Sie von Projektideen und Angebotsbeispielen oder wie grenzüberschreitende Kita-Partnerschaften nach Polen und Tschechien entstehen und mit gemeinsamen Erlebnissen gestaltet werden.
Kindertagesstätte im Naëmi-Wilke-Stift in Guben / Brandenburg

Die Kindertagesstätte im Naëmi-Wilke-Stift wurde 1879 gegründet. Sie ist die älteste staatlich anerkannte Einrichtung in freier Trägerschaft in der Stadt Guben im Landkreis Spree-Neiße. Zur Verfügung stehen 99 Plätze für Kinder von der Geburt bis zum Schulbeginn. Derzeit besuchen 56 Kinder die Einrichtung. Bis Juni 2026 soll die Zahl der Kinder auf 67 steigen. Die Kinder werden von 12 pädagogischen Fachkräften betreut, darunter eine polnischsprachige Erzieherin, was laut der Kita-Leiterin sehr wichtig und notwendig ist, da etwa ein Drittel der betreuten Kinder aus Polen stammen.
- Die Einrichtung ist eine sogenannte Konsultations-Kita, d. h. sie bietet Fortbildungen für Erziehende aus dem Landkreis an.
- Seit 2016 ist sie Programmpartner des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“.
- Weiterhin ist der Kindergarten auf die Begleitung und Förderung von Kindern mit Sprech-, Stimm- und Sprachstörungen spezialisiert. In die Gruppen des Regelkindergartens integriert, werden die betroffenen Kinder von speziell geschulten Fachkräften unterstützt und begleitet.
- Außerdem ist die Kita seit 2009 ausgezeichnet mit dem „Deutschen Kindergartengütesiegel“ für qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit, welches jährlich verlängert wird.
Grenzüberschreitende Kita-Partnerschaft
Seit einigen Jahren hat die Einrichtung in Guben eine Partner-Kita (Przedszkole Miejskie nr 2) in Gubin (Polen). Die Kinder treffen sich drei- bis viermal im Jahr, beispielsweise zum Martinsfest, zum Sportfest oder auch zum Jahresfest, das im Krankenhaus neben dem Kindergarten organisiert wird. Besonders beliebt ist das Sportfest. Die Leiterin sagt, „Es ist schon Tradition, dass wir solche Veranstaltungen gemeinsam feiern. Die deutschen Eltern freuen sich, dass in der Einrichtung viel los ist.“
Eine besondere gemeinsame Aktion war, dass die Kinder Bilder zusammen gemalt haben. Diese Bilder hingen das ganze Jahr über in den Fluren des Krankenhauses in Guben. Auch die Eltern nehmen gerne an den Veranstaltungen teil, die vom Kindergarten für die einzelnen Gruppen organisiert werden. Bei gemeinsamen Kreativenachmittagen basteln die Eltern z. B. Laternen oder Adventskalender und gleichzeitig tauschen sie sich gemeinsam aus und integrieren sich.
Austausch auf Umwegen
Im Jahr 2021 übernahm Frau Stachetzki die Leitung des Kindergartens. Damals waren aufgrund der Corona bedingten Beschränkungen keine grenzüberschreitenden Begegnungen möglich. Also schrieben sich die Kinder Briefe, jede Einrichtung in ihrer eigenen Sprache. Die Briefe wurden übersetzt und den Kindern dann vorgelesen. Es ging darum, den Kontakt zueinander nicht zu verlieren. Und es hat geklappt! Die Partnerschaft besteht weiterhin und zwar ganz aktiv: Im Jahr 2024 unternahmen beide Einrichtungen gemeinsam z. B. einen Ausflug in den Zoo in Cottbus. Neben den Kita-Fachkräften nahmen auch einige Eltern aus Polen teil, die bei der Kommunikation halfen. Der gemeinsame Ausflug hat allen so gut gefallen, dass weitere gemeinsame Aktionen geplant sind.
Kinder im Nachbarsprachbad Polnisch
Seit Herbst 2024 nimmt der Kindergarten gemeinsam mit der Partner-Kita aus Polen an dem Projekt Sprachbrücke Euroregion Spree-Neiße-Bober teil, das von Interreg Brandenburg-Polen kofinanziert wird. Im Rahmen des Projekts wird die Vorschulgruppe einmal wöchentlich von Pani Asia, einer Sprachbegleiterin, besucht. Pani Asia bringt ihre Muttersprache Polnisch mit in die Kita und spricht mit den Kindern nach der Methode der Sprachimmersion ausschließlich auf Polnisch. Sowohl die Lehrkräfte als auch die Eltern sehen in dem Projekt eine große Chance, die Sprache des Nachbarn nun auf ganz natürliche Weise zu lernen. Schließlich sollte die Zweisprachigkeit zur Landschaft einer Grenzregion ganz einfach dazugehören!