Unter diesem Motto lädt die Stadt Zittau gemeinsam mit ihrer tschechischen Partnerstadt Liberec am 14.03.2018 zu einer trinationalen Konferenz in das Zittauer Rathaus ein. Die Konferenz steht unter der Schirmherrschaft der beiden Oberbürgermeister Thomas Zenker und Tibor Batthyány und widmet sich dem Thema Nachbarsprache von Anfang an: WOZU? WESHALB? WARUM? Förderung der Mehrsprachigkeit in Kindertagesstätten und Grundschulen.
Die LaNa sprach darüber mit dem Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker:
Herr Oberbürgermeister, Zittau als Stadt am Dreiländerpunkt kann auf langjährige Erfahrungen und viele gute Beispiele grenzüberschreitender Zusammenarbeit mit ihren polnischen und tschechischen Nachbarn verweisen. Warum legen Sie mit der Konferenz so dezidiert einen besonderen Fokus auf das Thema grenzüberschreitender Bildung und welche Ziele verbinden Sie damit?
Zittau muss mit seiner Grenznähe arbeiten und nicht dagegen. Unsere Einwohner und die der gesamten Grenzregion sorgen für bessere Chancen ihrer Kinder, wenn sie Ihnen die Gelegenheit geben, unsere Nachbarn, ihre Kultur und Denkweise zu verstehen und das im Wortsinn – Der Schlüssel dazu ist die Sprache. Wir haben viele Gemeinsamkeiten mit unseren Nachbarn, aber es gibt auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung und der Europäischen Öffnung noch viel Unwissen und Kommunikationshemmnisse. Explizit damit schmälern wir unsere Chancen, das Dreiländereck zu einem echten gemeinsamen Kultur- und Wirtschaftsraum zu entwickeln.
Die Konferenz widmet sich insbesondere dem gelingenden Nachbarspracherwerb, beginnend bereits in den Kitas. Warum haben Sie gerade dieses Thema für die Auftaktkonferenz gewählt, wie schätzen Sie die aktuelle Situation in den Bildungseinrichtungen Ihrer Stadt in diesem Bereich ein und wo sehen Sie Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe?
Wir haben einen wachsenden Bedarf und ein gestiegenes Interesse am Erwerb der Nachbarsprachen in unseren Einrichtungen. Es entstehen auch immer mehr und immer wieder Angebote. Im Hinblick auf einen konstanten und konsequenten Bildungsweg und im Verhältnis zur Popularität anderer Sprachen sind es immer noch wenige. Gleichzeitig gibt es zunehmend Fälle, wo Eltern dies- und jenseits der Grenze arbeiten und wegen ihrer eigenen Erfahrungen Wert darauf legen, dass ihre Kinder die jeweils andere Sprache lernen. Diese Bedarfe können wir nicht vollständig abdecken, dort ist noch Luft nach oben. Das ist sehr schade, wenn Sie bedenken, dass Ihnen jeder Sprachwissenschaftler erklären kann, wie leicht sich der Spracherwerb – also im frühkindlichen Alter – im Verhältnis zum Sprachenlernen in der Schulzeit vollzieht.
Was erwartet die Teilnehmenden an der Konferenz am 14.03.18 konkret?
Ich freue mich, dass wir hoch angesehene Fachleute gewinnen konnten. Frau Eva Hammes-Di Bernardo vom Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Saarlandes hält den Einführungsvortrag. In ihrem Bundesland wird ja schon ein paar Jahrzehnte länger sehr ernsthaft der Erwerb der französischen Sprache gefördert. In den Workshops geht es insbesondere um den frühkindlichen Spracherwerb und hier ist beispielsweise Professor Štech von der Karls-Universität Prag ein angesehener Fachmann für die psychologischen Aspekte. Eine Podiumsdiskussion mit den beiden genannten und Frau Dr. Gellrich von der Sächsischen Landesstelle für Nachbarsprachen wird sich dann auch der Umsetzung in den sächsischen Kitas und Schulen widmen. Deshalb auch der Titel „Auftaktkonferenz“. Zittau wird mit seinen Partnern an dem Thema dranbleiben.
Bildung grenzenlos in der deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländerregion! – dies könnte auch ein wichtiger Beitrag auf dem von Ihnen anvisierten Weg zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 sein. Welche Vision haben Sie persönlich, wenn Sie an 2025 denken? Was sollte sich im Bildungsbereich in der Dreiländerregion bis dahin weiterentwickelt und verändert haben?
Unsere Auffasssung von den vorhandenen Grenzen wird sich hoffentlich bald auf die politisch/geografische Linienführung begrenzen. Neben den populären Dingen wie die Nutzung von Preis- und Gesetzesunterschieden wird es zunehmend um die Nutzung öffentlicher Einrichtungen egal auf welcher Seite des Dreiländerecks gehen. Ich hätte dazu gern noch mehr Normalität im Miteinander. Unsere Kinder machen es uns vor: Sie wundern sich noch über die komische Sprache des Anderen bei der ersten Begegnung, lernen dann aber ganz schnell mit der Situation und später auch mit der Sprache zu hantieren. Auch wenn Englisch vermutlich nach dem Brexit eine der wichtigsten Sprachen in Europa bleiben wird, ist doch das reine Verständnis für den Nachbarn mindestens über Grundkenntnisse viel besser. Ich bin schon heute für eine Stärkung unserer beiden Nachbarsprachen im Bildungsbereich, sie könnten als 2. Fremdsprache neben dem Englisch helfen, unseren mitteleuropäischen Raum gemeinsam voran zu bringen. Denn der Nachteil des auf die eigene Nation räumlich stark eingeengten Grenzgebiets für Wirtschaft, Bildung und Kultur schadet uns nun lange genug.
Herr Oberbürgermeister, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen der Konferenz viel Erfolg.
Kindereinrichtungen und Grundschulen in der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa ebenso wie Verantwortliche der regionalen Politik und-Verwaltung sowie alle an einer gelingenden Bildung unserer Kinder Interessierten sind herzlich zur Konferenz eingeladen. Um Teilnahmemeldung bis zum 31.01.2018 wird gebeten. Weitere Informationen dazu auf www.nachbarsprachen-sachsen.eu/.
Nur so kann es gehen. Grundkenntnisse der Sprache sind Grundlage jeder Zusammenarbeit. Wir müssen den Kindern die Möglichkeit geben und teilweise die engstirnigen Eltern überzeugen.
Ich arbeite auf einer Baustelle in Tschechien und freue mich das Bauherr und Planer deutsch können und ärgere mich das ich als Zweitsprache russisch lernen musste.