Veranstaltungshöhepunkte rund ums frühe Nachbarsprachenlernen

50.000 Deutsche lernen Polnisch, 2 Millionen Polen lernen Deutsch. Das ist ein krasser Gegensatz! meinte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer in seinem Grußwort zum Auftakt der deutsch-polnischen Abschlusskonferenz des Projektes „Groß für Klein – Duzi dla małych“, dem im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg Polen-Sachsen 2014-2020 durchgeführten Projekt, von dem an diesem Tag viele bedauern, dass es zu Ende geht, weil es für die Region weit mehr als die Qualifizierung von Fachkräften bedeutet . Lesen Sie von den Höhepunkten der Veranstaltung am 13.06. und von der sich anschließenden Sitzung des Expertenbeirates „Frühe nachbarsprachige Bildung in Sachsen“ am 14.06.:

Am 13.06. war es soweit, der feierliche Abschluss des 2. Pilotkurses der deutsch-polnischen Fortbildung und damit des gesamten Projektes „Groß für Klein – Duzi dla małych“ wurde im Beruflichen Schulzentrum „Christoph Lüders“ (BSZ) in Görlitz begangen.

Eingeleitet wurde die Konferenz mit einem Live-Willkommenscartoon des Künstlers Kümmel, dessen Entstehung auf Leinwand mitverfolgt werden konnte, sowie einem deutsch-polnischen Kulturprogramm, das die Freiwillige Annika Hähner gemeinsam mit Kindern der DPFA-Regenbogenschulen Görlitz und Zgorzelec vorbereitet hatte. Verkleidet als kleine Biedronkas und Mäuse hatten die Kinder so einiges im Gepäck: Zunächst ging es um die Frage, in welchen Sprachen man sich unterhält, wenn man sich begegnet und jeder eine andere Sprache spricht. Nach dem gemeinsamen Singen des Liedes „Bruder Jakob – Panie Janie“ wurde wild zum „Fliegerlied“ getanzt und sich in beiden Sprachen auf ein Wiedersehen geeinigt. Nach kräftigem Applaus und Geschenken für die kleinen Künstler folgte die Begrüßung durch die Moderatorin Livia Knebel. Sie leitete die Grußworte des Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, und des Vizemarschalls der Wojwodschaft Niederschlesien, Marcin Krzyżanowski, das von der Leiterin des DODN, dr Jolanta Horyń, überbracht wurde, ein.

Danach schloss sich ein Fachvortrag von Prof. Dr. Aldona Sopata an, die in Poznań an der Adam-Mickiewicz-Universität am Lehrstuhl für Mehrsprachigkeitsforschung im Institut für Angewandte Linguistik tätig ist. Die Konferenzteilnehmenden zeigten sich begeistert von den Inhalten, denn die Professorin verstand es mit konkreten Forschungsinhalten zu verdeutlichen, wie sich der Zweitspracherwerb auf die kognitive Entwicklung der Kinder auswirkt und welche besonderen Vorteile sich dadurch ergeben.

Mit einem kurzen Video zu den im Projekt „Groß für Klein – Duzi dla małych“ umgesetzten Maßnahmen und Ergebnissen wurde danach zu einer Gesprächsrunde mit den am Projekt Mitwirkenden übergeleitet. Sie widmete sich der Fragestellung, was die zurück liegenden zwei Jahre deutsch-polnischer Zusammenarbeit den Akteuren gebracht hat und wie es nach dem Projektende damit weitergeht. Dabei berichtete Sabina Czajkowska-Prokop vom DODN (Mit-Initiatorin des Projektes) und die Leiterin des DODN, dr Jolanta Horyń, von zusätzlichen Vorteilen, die sich aus dem Projekt ergeben haben, und von gemeinsamen Zukunftsplänen der Landesstelle Nachbarsprachen und des DODN. Einen praktischen Einblick ermöglichte Małgorzata Bartecka, Leiterin einer polnischen Kita, die von der Umsetzung in ihrer Einrichtung und vom Austausch mit den deutschen Kollegen und Kolleginnen sprach. Auf der deutschen Seite konnte hier Barbara Meier berichten, Erzieherin im Deutsch-Polnischen Kinderhaus Ostritz. Ihre Teilnahme am Fortbildungskurs liegt bereits ein Jahr zurück. Seither konnte sie vielfältige Impulse und Anregungen aus dem Projekt im Kita-Alltag umsetzen. Zusätzlich hatte Frau Meier bereits  Ideen und konkrete Wünsche für die zukünftige deutsch-polnische Kita-Zusammenarbeit, verbunden mit der Hoffnung, dass das Projekt in ähnlicher Form weitergeht. Beate Liebig, Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums „Christoph Lüders” in Görlitz, wusste um die Vorteile, die sich für die Erzieher-Fachschülerinnen und -schüler ihrer Schule aus dem Projekt ergeben, und sieht die Notwendigkeit, Inhalte aus dem Projekt fest in den Lehrplan der Erzieher-Fachschule zu implementieren.

Auch deren Schülerin Linda Bernig, Fachschülerin im ersten Ausbildungsjahr und damit Projektteilnehmerin, erzählte lebendig von ihren Eindrücken aus dem Projekt und betonte besonders die gute Organisation.

Mit diesen und vielen anderen Ideen, Berichten und Impulsen gestaltete sich eine sehr interessante Gesprächsrunde, die darüber hinaus einen lebendigen Einblick in das Projekt und die gelungene deutsch-polnische Zusammenarbeit verschaffte. Währenddessen zeichnete Kümmel live eine Vision, die er aus der Gesprächsrunde heraushörte – einen gemeinsamen deutsch-polnischen Kindergarten – und fasste damit auf seine Weise die Gesprächsrunde zusammen.
Mit knurrenden Mägen strömten die Gäste dann zum liebevoll gestalteten deutsch-polnischen Büfett. Die Auszubildenden des BSZ hatten hier hervorragende Arbeit geleistet, denn ob es gefüllte Radieschen, Couscous-Salat oder Baklava waren, alle Schüler haben sich für dieses liebevoll gestaltete und darüber hinaus leckere Fingerfood-Büffet die Note Eins verdient.

Die Mittagspause wurde zum regen Austausch der Teilnehmenden und Akteure genutzt und es wurde viel gelacht, bevor es dann am Nachmittag richtig feierlich wurde: Die Teilnehmenden des 2. Pilotkurses der deutsch-polnischen Fortbildung für pädagogisches Kita-Personal erhielten ihre Urkunden. Dr. Jolanta Horyń (DODN) und Gernot Rödiger (Sächsisches Staatsministerium für Kultus) übergaben sie mit Unterstützung der Projektinitiatorinnen Dr. Regina Gellrich und Sabina Czajkowska-Prokop. Zu schleppen hatte dabei besonders Herr Rödiger, denn auch im 2. Pilotkurs des Projektes wurde von den Teilnehmenden eine deutsch-polnische Handreichung für die Kita-Praxis erarbeitet, die sie nun in gedruckter Form überreicht bekamen. Die Handreichung mit Umsetzungsbausteinen zum Thema „Vier Jahreszeiten“ wird in Kürze in der Materialbibliothek auf www.nachbarsprachen-sachsen.eu zu finden sein und damit künftig allen interessierten Kita-Pädagoginnen und –Pädagogen kostenlos zur Verfügung stehen.

Einige Konferenzteilnehmende blieben danach gleich über Nacht in Görlitz, denn Dr. Thomas Vogel, amtierender Vorsitzender des Expertenbeirates „Frühe nachbarsprachige Bildung in Sachsen“, hatte zu dessen 9. Sitzung eingeladen. Nach der Berichterstattung zur Arbeit der LaNa durch deren Leiterin Dr. Gellrich diskutierten die Beiratsmitglieder insbesondere übermögliche Perspektiven der sächsisch-polnischen / sächsisch-tschechischen Bildungskooperation im Bereich der frühen nachbarsprachigen Bildung. Ausgangspunkt bildeten dabei die Ergebnisse der sächsisch-tschechischen Konferenz zur Nachbarsprachbildung im Vorschulbereich in Prag sowie des sächsisch-polnischen Projektes „Groß für Klein – Duzi dla małych“.

Das Gremium war sich einig, dass es weiterhin nötig sein wird, auch länderübergreifend alle relevanten Akteure zusammen zu bringen und gemeinsame Erfahrungen und Ergebnisse in einem Qualitätsrahmen festzuhalten, damit nicht jeder Einzelne „das Rad neu erfinden muss“. In der abschließenden Blitzlichtrunde sicherten alle Anwesenden der LaNa ihre weitere Unterstützung und ihre Kooperationsbereitschaft zu, getragen von dem gemeinsamen Verständnis um die Notwendigkeit weiterer Schritte auf dem Weg zur Nachbarsprache von Anfang an! (nicht nur) in den sächsischen Grenzregionen. Das LaNa-Team bedankt sich an dieser Stelle bei allen Mitgliedern des Expertenbeirats für ihr engagiertes Mittun und die langjährige konstruktive Zusammenarbeit.

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