Praktischer Einblick in die immersive Arbeit einer AWO-Kita in Bautzen

Das LaNa-Memo „war auch nach 9 Runden noch nicht langweilig“- die Projektbearbeiterinnen unserer deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Kita-Netzwerke, Angelika Gogol & Pavlína Kellerová, berichten von einer spannenden Hospitation in einer Bautzener Witaj-Kita:

Am 8. und 9. Oktober war es soweit: Pavlína und Angelika waren zur Hospitation in die AWO-Kita Knirpsenland eingeladen. Die Idee zu diesem Besuch entstand bei einer Schulung im September im Witaj-Sprachzentrum der sorbischen DOMOWINA in Bautzen, bei der die beiden Projektbearbeiterinnen eine Einführung in die Umsetzung der Immersionsmethode in Witaj-Kitas erhielten. Nun konnten sie dies auch ganz praktisch erleben.

Angelika Gogol berichtet dazu:
„Es fing schon morgens beim gemeinsamen Frühstück an. Die Zeit am Tisch konnte man gleich ganz aktiv nutzen, um Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede in den Sprachen Sorbisch, Tschechisch und Polnisch festzustellen.
Beim Morgenkreis konnten wir uns dann näher kennenlernen und haben gemeinsam sorbische Lieder gesungen, die gerade den tschechischen Liedern sehr ähneln. Ganz praktisch erlebten wir in Spielen und in einem typischen Kita-Alltag, wie die Profis Immersion auf Grundlage des Witaj-Konzepts methodisch umsetzen und leben.“

Pavlína Kellerová fügt hinzu: “Kaum hat man die Tür zu den beiden Witaj-Gruppen aufgemacht, wurde man angenehm empfangen. Man hat nach einem nicht allzu langen Moment spüren können, dass die sorbische Sprache ein fester Bestandteil des Alltags in beiden Gruppen ist. Vielleicht schon aus dem Titel heraus, der deutlich macht, dass die zuständigen Erzieherinnen die Sprache nicht nur den Kindern gegenüber pflegen. Auch  untereinander und in ihrem Privatleben ist Sorbisch kein Tabu.“

Sie stecken nicht ganz so tief im Thema und fragen sich, was Immersion bedeutet? Immersion meint, wie wir in einem früheren Beitrag genauer beschrieben haben, dass eine Betreuungsperson mit einer anderen Muttersprache im Kita-Alltag ausschließlich in ihrer Sprache mit den Kindern kommuniziert. Nach diesem bewährten und wissenschaftlich fundierten Prinzip spricht die zweite Fachkraft der Gruppe ausschließlich Deutsch mit den Kindern. Deshalb wurde auch die lateinische Begrifflichkeit „immersio“ verwendet, die man mit „Eintauchen in ein Sprachbad“ übersetzen kann. Im Falle der Hospitationskita spricht also eine Erzieherin Deutsch und die andere Sorbisch im Kita-Alltag.

Der Besuch in der Kita wurde auch genutzt, um die Sprachen Polnisch und Tschechisch einzubinden. Beim Freispiel sah man sehr gut, dass die Kinder in den beiden Sprachen (Tschechisch, Polnisch) viele Parallelen zum Sorbischen fanden und dadurch auch beide positiv angenommen haben. Im Turnraum wurde auf Tschechisch geturnt, vor dem Mittagsschlaf hörten die Kinder ein Einschlaflied und eine Geschichte in den Nachbarsprachen. 

Am zweiten Tag ging es um 07:30 Uhr sehr früh los: „Wir haben die Gruppen gewechselt, um noch mehr zu erfahren. Der Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück (bei dem man auch schon kleine Immersionsversuche starteten durfte), dem sich der tägliche Morgenkreis anschloss. Danach wurde Sport gemacht und die Kinder hatten Zeit zum Spielen. Besonders das LaNa-Memo ist sehr gut bei den Kindern angekommen und alle hatten viel Spaß beim Suchen der Paare. Es zeigte sich, dass gerade die zweisprachigen Kinder ein großes Interesse und sehr viel Motivation dafür aufbrachten die Monate, die auf dem Memo abgebildet waren, in der Sprache Polnisch nachzusprechen und zu wiederholen. Das LaNa-Memo war auch nach 9 Runden noch nicht langweilig und die Kinder hatten eine enorme Ausdauer.“

Die beiden erfahrenen Sprachanimateurinnen machten zwischendurch kleine alltagsintegrierte Animationen in ihren Muttersprachen Tschechisch und Polnisch, die allen viel Spaß und Freude brachten.

Fazit der Projektbearbeiterin des deutsch-polnischen Kita-Netzwerkes, Angelika Gogol, war: „Gemeinsam und vor allem alltagsintegriert ist einfach die beste Methode, um eine Sprache zu lernen und Spaß dabei zu haben. Spiele, sportliche Aktivitäten, draußen sein, aber auch sehr alltägliche Sachen wie Zähne putzen, Essen, Aufräumen, An- und Ausziehen und alles, was dazu gehört, lässt sich wunderbar zweisprachig umsetzen – mit einem Lied oder Lächeln auf den Lippen sowieso!“

Pavlína Kellerová fasst wie folgt zusammen: „Eine schöne Methode die zweite Sprache in einem vertrauten angenehmen Umfeld durch ein ungezwungenes spielerisches und auf den Alltag angepasstes Angebot zu erfahren. Auch wenn die Kinder erst passive Akteure in der zweiten Sprache sind (das bedeutet, sie reagieren auf sie, verstehen sie, kommunizieren aber noch rar in ihr) wurde bei ihnen ein wichtiger Grundstein zum Mehrsprachenerwerb und die Offenheit gegenüber anders Kommunizierenden gelegt.“

Ganz herzlicher Dank für die Offenheit und Herzlichkeit, vor allem aber für die Bereitschaft langjähriges Wissen und praktische Erfahrungen mit den beiden Hospitantinnen zu tauschen, geht an die AWO-Kita Knirpsenland in Bautzen.

 Ahoj!              Czesc!           Witaj!

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