Sprachanlässe schaffen – über eine dialogorientierte Spielsituation, die Lust an der fremden Sprache weckt

Im heutigen Gastbeitrag des Kinderschloss Sonnenschein in Groß Krauscha lernen Sie eine praxisbewährte Möglichkeit kennen, die einerseits Gesprächsanlass beim Spracherwerb sein kann und andererseits zur Einzelbeschäftigung anregt: „Spielen ist die wichtigste Tätigkeit des Kindes. Es bildet eine Brücke zwischen der kindlichen und der Erwachsenenwelt. Spielen verbindet – in vielerlei Form!                 Über das Bedürfnis, die Welt spielerisch zu erfassen, ergeben sich in der pädagogischen Praxis viele Möglichkeiten, Lernsituationen bewusst zu schaffen. Dabei wurden in den letzten Jahren in den Bildungseinrichtungen verstärkt „Aktionstabletts“ eingesetzt, die es dem Kind ermöglichen, sich mit konkreten Gegenständen und Vorgängen gezielt auseinanderzusetzen. Die Fachwelt bezeichnet dies als „entdeckendes Lernen“, finden doch bevorzugt Materialien Verwendung, die Kinder in ihrer Welterkundung unterstützen und gleichzeitig auch von Erwachsenen angewendet werden. So arbeiten auch wir in unserer Einrichtung gern mit dieser Form von Lern-, Spiel- und Arbeitsmaterial und beobachten immer wieder, wie stark und freudvoll sich Kinder darauf einlassen können. Die Neugier und Freude, sich spielerisch in ein Thema zu vertiefen, haben wir im folgenden Praxisbeispiel genutzt:

Einsatz von Sprachtabletts
Angelehnt an die Montessoripädagogik wendet die Erzieherin der Froschgruppe mit den Zwei- bis Dreijährigen gern das „Sprachtablett“ an, um die Sprechfreude und den Mut für neue Worte zu wecken. Besonders unsere polnischen Kinder wählen sich gern dieses Material aus und erkunden nicht nur die Gegenstände auf dem Tablett, sondern suchen darüber auch den Kontakt zur deutschen Sprache. Dazu nutzt die Erzieherin Kathrin Momente der Zweisamkeit, die sich in der kleinen Gruppe immer wieder einmal ergeben. Eine Situation, in der sich das Kind und seine Erzieherin mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit aufeinander einlassen können und ihr Interesse gemeinsam teilen. Diese „Aufeinanderbezogenheit“ verstärkt die Bereitschaft, sich mit neuen Lerninhalten auseinanderzusetzen. Der Erwachsene als Lernbegleiter signalisiert, dass er Interesse am Tun und Lernen des Kindes hat.  Motivation, Freude und Mut für etwas Neues wachsen und das Bewusstsein, etwas erreichen zu können, stärkt sich.

Wie aber funktioniert der Einsatz der „Sprachtabletts“?
Auf dem Tablett befinden sich Gegenstände eines Oberbegriffs (Wortfamilie), z.B. Bauernhoftiere, Fahrzeuge, Lebensmittel… .
Wird das Material erstmalig oder bei sehr kleinen Kindern eingesetzt, befinden sich nur wenige Dinge auf dem Tablett. Nun wird jeder Gegenstand mit seinem genauen Namen vorgestellt und bis zu fünf Mal durch die Erzieherin benannt. Anschließend wird dieser auf die „Sprachmatte“ gestellt, die vor dem Kind liegt. Dabei sitzt die Erzieherin auf Augenhöhe gegenüber dem Kind, spricht langsam und deutlich.

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Orientierend an der konstruktivistischen Sichtweise auf Lernprozesse liegen in der 1. Stufe realistische Gegenstände (z. B. Obst) auf dem Tablett. In der 2. Stufe sind es „be- greifbare“ Nachbildungen (abstrakte Gegenstände, z.B. Spieltiere). In der 3. Stufe werden dann Abbildungen in Form von Bildkarten eingesetzt. Im Vorschulbereich kann das Sprachtablett sogar auf den Einsatz der Schriftsprache in Kombination mit Bildkarte oder Gegenstand erweitert werden.                              Nach der Benennung der Gegenstände fordert die Erzieherin das Kind auf: „Zeige mir…, Gib mir…, Stelle … neben …“ usw. Spürt das Kind Sicherheit in seinem Tun, wird es ermutigt, den Begriff selbst sprachlich anzuwenden. Wird der Begriff falsch angewendet, so wird das Kind nicht direkt korrigiert. Stattdessen wiederholt die Erzieherin die Handlung des Kindes sprachlich. Beispiel: Das Kind zeigt eine Ziege, benennt diese als „Katze“. Die Erzieherin sagt: „Du zeigst mir die Ziege.“

In der gemeinsamen Erkundung und spielerischen Auseinandersetzung wird der Wortschatz der fremden Sprache wunderbar erweitert und gefestigt, weil das Kind zu jedem Wort ein jeweiliges Bild verknüpfen kann.

In unserer Praxis konnten wir beobachten, dass die polnisch sprechenden (Krippen-) Kinder nach dem Einsatz der Sprachtabletts plötzlich Mut fassten, die fremde Sprache nicht nur zu verstehen, sondern tatsächlich auch anzuwenden. Hieß es anfangs noch „Tak!“, wechselte es wenig später in ein „Ja!“

Für beide Seiten ein tolles Gefühl, nicht nur zu verstehen, sondern auch verstanden zu werden. Wunderbar, wenn SPRACHE dabei unterstützt, sich SELBST als WIRKSAM zu erfahren!“

Weiterführende Literatur über den Einsatz von Aktionstabletts und das Entdeckende (Heuristische) Lernen: u.a. über den „Bananenblau- Verlag

Herzlichen Dank für diesen Beitrag aus Ihrer Kita-Praxis,
liebes Team der Kita Groß Krauscha. 

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