Miasto dzieci – Kinderstadt 2016 in Görlitz/Zgorzelec

Eingang Stadthallengarten GörlitzWer – wie wir von der LaNa – in den vergangenen zwei Wochen zufällig auf der Uferstraße in Görlitz, genauer: zwischen Stadthalle und Parkhotel, unterwegs war, kam nicht umhin neugierig hinter den Zaun des Stadthallengartens zu schauen und zu lauschen: Geschäftiges Treiben, gelbe Warnwesten wuselten zielstrebig umher, bunte Stände und Holzbuden waren zu sehen und viel polnisch-deutsches Stimmengewirr zu vernehmen: „Po ile są te wafelki?“, „Wissen Sie etwas über den Banküberfall?“… vom 5. bis zum 14. Juli hatte die Kinderstadt Görlitz/Zgorzelec ihre Zelte aufgeschlagen. Alle zwei Jahre findet sie, organisiert von unterschiedlichen lokalen Trägern der Kinder- und Jugendarbeit und wechselnd, mal in Görlitz und mal in Zgorzelec, statt.

Miasto dzieci – Kinderstadt, was ist das genau?
Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 14 Jahren haben täglich die Möglichkeit, zwischen 9.00 und 16.00 Uhr in einer (fast) selbst organisierten Stadt zu leben, zu schalten und zu walten.

Wie sieht der Tagesablauf in der Kinderstadt aus?
Um 9.30 Uhr öffnet das Arbeitsamt / urząd pracy. Alle jungen Einwohnerinnen und Einwohner können hier freie Arbeitsstellen wählen. Von A wie Angestellte in der Bank, über P wie piekarz (Bäcker) bis Z wie Zuständige für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sind alle Berufsfelder ausgeschrieben. Pfiffige probieren sich in der Selbständigkeit, z.B. mit dem Betrieb einer selbst eingerichteten Waffelbude oder eines Historischen Museums, dessen Ausstellungsstücke selbst „ausgegraben“ wurden. Zwischen 10.00 und 12.00 Uhr sowie zwischen 13.00 und 15.00 Uhr wird gearbeitet – pro Stunde verdient man hier übrigens 8 Frösche / żabki. Die beruflichen Erfahrungen werden im eigenen Kinderstadtausweis festgehalten und quittiert.

Und wie stimmen sich die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam ab?
Täglich um 15.30 Uhr findet die große Bürgerversammlung statt. Hier wird unter anderem auch das Amt des Bürgermeisters durch freie, Bürgermeisterin Kinderstadt im Interviewdemokratische Wahlen besetzt. In den letzten 4 Tagen der Kinderstadt hat Bürgermeisterin Sandra das Zepter in der Hand, oder besser, den Bürgermeisterorden um den Hals. Sie leitet die Bürgerversammlung, wertet den gemeinsamen Tag aus, geht auf Beschwerden ein und versucht, durch neue Gesetze Lösungen herbei zu führen. Zum Beispiel, den Preis für Piroggen und Muffins günstiger zu machen. Bei der Frage, wie Bürgermeisterin Sandra ihre Aufgabe findet, meint sie ehrlich, dass es schon eine anstrengende Sache sei, die sie aber gern meistert. Immerhin muss sie die beschlossenen Gesetze verfassen und übersetzen lassen, Plakate für die Einwohnerinnen und Einwohner aushängen, sich unter den Bürgern umhören oder Interviews mit der Kinderstadtpresse abhalten. Die Verständigung zwischen den polnischen und deutschen Bürgern funktioniert sowohl über Kinderübersetzer als auch über „Große“, erklärt Sandra. Sie selbst hat schon polnische Sprachkenntnisse mitgebracht, die sie hier probieren und festigen kann.

Es ist schon ein besonderes Flair in dieser Kinderstadt. Dank der beiden Städte, vieler Vereine und regionaler Firmen, ist sie jedes Mal ein großer Erfolg. In diesem Jahr hatten der Meetingpoint Music Messiaen e.V. und die Stowarzyszenie „nasze miasto-unsere stadt“ Zgorzelec den Hut auf und sorgten dafür, dass ca. 200 Kinder erfahren konnten, was es heißt, in einer deutsch-polnischen (Kinder)Stadt zu leben, sich mit den Nachbarn zu verständigen und das Stadtleben gemeinsam zu gestalten – und die dabei nicht zuletzt auch das eine oder andere Wort in der Nachbarsprache gelernt haben.

Mehr Informationen und Eindrücke unter: www.nmus.de 

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