Genau vor einem Jahr haben wir davon berichtet, dass sich die Stadt Altenberg als Träger der Kindertagesstätte Käferlein gemeinsam mit der Kita-Leitung und dem Team der Einrichtung auf einen besonderen Weg begeben hat: Zur Sicherung des Kita-Standortes im grenznahen Ortsteil Zinnwald war 2021 die Idee geboren, das bisherige einrichtungsspezifische pädagogische Konzept zu erweitern und ein alltagsintegriertes, bilingual-immersives deutsch-tschechisches Sprachangebot zu entwickeln. Damit sollten grundlegend neue Lern- und Lebenswelten ermöglicht und so die Attraktivität der Einrichtung in der Region Altenberg und über die Landegrenzen hinaus erhöht werden. Wir als Team der LaNa begleiten die Stadt Altenberg und insbesondere Frau Preis und ihr Team seither fachlich bei der Umsetzung und unterstützen alle am Prozess Beteiligten auf diesem spannenden Weg. Unsere Kollegin Anne Bartusiak hat der kleinen Kindertagesstätte Käferlein im Juli einen Besuch abgestattet und berichtet heute, welche positiven Entwicklungen sich im vergangenen Jahr ergeben haben und welchen aktuellen Herausforderungen sich das Kita-Team widmet:
Ein spannender Einblick in den Kita-Alltag
Es ist noch früh am Morgen. Wenige Kinder sitzen gemeinsam mit der deutschsprachigen Pädagogin beim Frühstück. Ich setzte mich dazu und werde sofort von den Kindern in Beschlag genommen. Sie sind neugierig, wer ich bin und was ich wohl bei ihnen mache. Daniel* lässt mich von seinen Blaubeeren probieren und Elisa* zeigt mir, dass sie ihren Teller schon fast leergegessen hat. Die deutsche Kollegin ist langjährige Fachkraft und gute Seele in der Einrichtung. Viele Kinder hat sie hier bereits eingewöhnt und auf dem Weg in die Schule begleitet. Wenig später kommt ein frohes „Dobré ráno“ durch die Tür. Die tschechischsprachige Teamkollegin stößt hinzu. Sie begrüßt die bereits anwesenden Kinder in ihrer Muttersprache. Insgesamt besuchen derzeit neun Kinder im Alter zwischen zwei und sieben Jahren die Einrichtung. Darunter ist auch ein Kind aus dem Nachbarland Tschechien. Die tschechische Pädagogin verstärkt das Team in der Kita Käferlein seit Anfang des Jahres. Damit ist dem Träger und der Kita-Leitung ein wertvoller Schritt auf dem Weg hin zu einer bilingualen Kita gelungen. Bereits seit sieben Monaten arbeiten nun eine deutsche und eine tschechische Kita-Fachkraft nach der Methode der Immersion Seite an Seite. D. h. nach dem Prinzip „1 Person – 1 Sprache“ begleiten beide Pädagoginnen die Kindergruppe im Kita-Alltag konsequent in ihrer jeweiligen Herkunftssprache. Was diese kurze Zeit sowohl bei den deutschsprachigen Kindern als auch bei dem Kind aus dem Nachbarland für positive Effekte erzielt, ist schnell spürbar: So berichtet die deutsche Kollegin mit Stolz, dass sie ihren tschechischen Schützling Martin* beim gemeinsamen Spiel mit einem deutschen Kind beobachtet hat, wo er das erste Mal von selbst aus seiner tschechischen Muttersprache in das Deutsche gewechselt hat. Die tschechische Kollegin erhält im Gegenzug während des in tschechischer Sprache begleiteten Austeilens des Mittagessens ganz selbstverständlich die Wünsche der Kinder ebenfalls in Tschechisch mitgeteilt. Meine Nachfrage nach diesen und jenen Wörtern auf Tschechisch beantworten die Kinder flink und sind sichtlich stolz über ihr Können.
Deutsch-tschechische Materialien werden im Alltag eingesetzt
Auch über spielerische Angebote hat das zweisprachige Team begonnen herauszufinden, welche Dinge gut zu den Rahmenbedingungen der Einrichtung passen: So findet sich ein bunt gestaltetes Wörterposter mit den wichtigsten Begriffen an einem zentralen Ort in der Garderobe der Kinder. Hier können Eltern nachlesen und sich beim Aussprechen der jeweils fremden Wörter probieren bzw. auch die Kinder fragen, was u. a. das Wort počůrat bedeutet. Ebenfalls befindet sich ein zweisprachiger Rückblick zu jedem Tag am Aushangbrett für die Eltern zum Nachlesen.
Der Morgenkreis wird genutzt, um die Kinder mit pädagogischen Angeboten zum Sprechen in beiden Sprachen zu bewegen. So durfte ich heute miterleben, wie einfarbige Bälle aus einer Kiste gezogen werden. Dann überlegten die Kinder, wie die Farbe des jeweiligen Balles wohl auf Tschechisch heißt und welche Dinge sie in dieser Farbe kennen. Danach wurde ein Farbenlied zum Ball auf Deutsch gesungen. Aber auch auf Tschechisch beherrschen die Kinder ein Lied nach der Melodie von Bruder Jakob ohne Probleme. All diese Ergebnisse können sich sehen lassen und das Team und die Kinder können sehr stolz auf das Erreichte schauen.
Herausforderungen werden gemeinsam angegangen
Aber natürlich gibt es auch Herausforderungen zu meistern, die nicht immer einfach scheinen: Die gemeinsame Zeit des Pädagoginnen-Teams ist z. B. sehr begrenzt, da die tschechische Pädagogin derzeit ihre berufliche Anerkennung in Sachsen mit einer berufsbegleitenden Weiterbildung absolviert. Damit ist sie regelmäßig wochenweise nicht vor Ort in der Kita. Der Raum für Absprachen und gemeinsame Planungen oder einfache Abstimmungen zwischen den Kolleginnen sind rar. Auch bei der Kommunikation gilt es, (nicht nur interkulturelle) Grenzen zu überwinden. Die Freiheit, den aktuellen Prozess so zu gestalten, um als Team im Austausch mit der Leitung und dem Träger einen nachhaltig guten Weg als bilinguale Kita zu finden und das Kita-Konzept praxistauglich zu erweitern, ist eine weitere Aufgabe, die zu absolvieren ist.
Dass sich so ein Weg dennoch lohnt, zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse bei den Kindern, die den großen Vorteil genießen können, ab der Kita in die Nachbarsprache eintauchen zu können.
Die LaNa sagt Danke
Wir als LaNa danken dem Team der Kita-Käferlein, dass wir wieder einmal in ihrer Einrichtung „schnuppern“ durften und in den gemeinsamen Austausch kommen konnten. Gern unterstützen wir den weiteren Prozess. Dafür sind bereits konkrete Ideen und Bedarfe für den Herbst festgehalten worden. Wie es weitergeht in der bilingualen Altenberger Kita? Das erfahren Sie beim nächsten Bericht aus Zinnwald.