Frühe Mehrsprachigkeit? Clownin Ciboulette fasst zusammen!

20170512_093159Glueck Am 12.05.2017 veranstaltete die LaNa gemeinsam mit dem Landeskompetenzzentrum zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS) und dem Deutschen Hygiene Museum Dresden den Fachtag „Ich sprech‘ Urdu, was sprichst du so? Mehrsprachige Bildung in Sachsens Kitas“. Frau Yaëlle Dorison hat diese Veranstaltung in doppelter Rolle begleitet: zum einen als Teilnehmerin und zum anderen als Clownin Ciboulette. Wie die Sozialpädagogin und Zirkustrainerin Yaëlle Dorison und wie Ciboulette den Fachtag erlebt haben, was beide zum Thema frühe Mehrsprachigkeit sagen und was sie sich vom Fachtag für die Zukunft mitnehmen, hat die LaNa im Nachgang der Veranstaltung noch einmal hinterfragt.

Frage: Frau Dorison, Sie waren in doppelter Rolle am 12.05.2017 auf unserem Fachtag zum Thema Mehrsprachigkeit in Sachsens Kitas. Was sind Ihre Wahrnehmungen als Sozialpädagogin und was nimmt sich Ciboulette mit für ihre weitere Arbeit?

 Als Teilnehmerin bin ich sehr positiv vom Aufbau und den praxisnahen Inhalten des Fachtages überrascht. Es gab sehr viel fachlich wertvolle Anregungen und genügend Spielraum für den Austausch mit den anderen Teilnehmenden sowie den geladenen Referentinnen. Für meine Arbeit als Sozialpädagogin habe ich mir beispielsweise neue P1110300Materialien zur interkulturellen Bildung aus dem Workshop von Dr. Christine Hofbauer mitgenommen: Eine Wörterbox „Einfach Alles!“ der Autorin Rotraut Susanne Berner und das Buch „Menschen“ von Peter Spier. Beide Publikationen sind für die Altersgruppe 3-4 Jahre geeignet. Eher für Ältere Kindergruppen und Eltern ansprechend aufbereitet, sind die Themenkarten „Flucht und Migration“ des Don Bosco Verlages. Für meinen Methodenkoffer habe ich mich zum Beispiel von der Präsentation des Koordinierungszentrums Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Tandem inspirieren lassen. Der Referentin Ulrike Fügl und der Sprachanimateurin Pavlíná Kellerová ist es besonders gut gelungen den Fachinput mit Spiel und Lernspaß zu verknüpfen und die Teilnehmenden, inklusive mir selbst, mitzureißen.

Ciboulette ist besonders von den vielen engagierten Menschen begeistert, die sich aktiv in den Fachtag eingebracht haben. Gefühlt war die gesamte sächsische Kita-Fachwelt im Marta-Fraenkel-Saal des Deutschen Hygiene Museums Dresden vertreten. Auch die Reaktionen auf mich als rotnasiges Sprachgenie waren überaus angenehm. Alle waren bereit, sich auf die kleinen schau- und spielerischen Aktionen meinerseits einzulassen. Die Teilnehmenden sind ja sogar mit mir in die Badewanne gehüpft und durchs Sprachenbad geschwommen. Ich habe Hochachtung vor solch traumhaftem Publikum. Auch die r-é-f-l-e-x-i-o-n der Teilnehmenden beim Kaffeeklatsch war alles andere als kalter Kaffee und ungeahnt interaktiv, fachlich ebenso wie physisch.

 Frage: Inwieweit sind mehrsprachiges Aufwachsen und frühe mehrsprachige Bildung Themen in Ihrem Leben und in Ihren Rollen?

Zum einen bin ich von Haus aus Französin, lebe aber seit mehreren Jahren in Dresden. Unsere Familie mit drei Kindern ist zweisprachig französisch-deutsch geprägt, d.h. unsere Kinder wachsen mit beiden Sprachen und Kulturen heran. Beruflich bin ich in gemischt-sprachigen Gruppen, hier in Dresden und Umgebung, oft in der Rolle, die deutsche Sprache mit zu vermitteln. Nun ist mir mein französischer Akzent dabei nicht immer behilflich, schließlich bin ich keine Muttersprachlerin in Deutsch. Aber ich versuche nicht nur die Sprache als solche zu vermitteln. Vielmehr möchte ich ein positives Gefühl und Neugier für Sprache wecken sowie die Lust und Liebe am Sprechen und Kommunizieren wollen zeigen. Ciboulette hat es da einfach, sie spielt mit ihren sprachlichen (Un-)Fähigkeiten. Das ist ihr Job und den macht sie ziemlich gut. Und wenn nichts mehr geht, spielt sie ihren Trumpf „Gromolo“ aus, denn in der Sprache der Clowns kann schließlich jeder kommunizieren, sogar wenn man sich nicht mündlich äußert.

Frage: Wie gehen Sie in der Rolle des Clowns mit Kindergruppen um, deren Sprachen Ihnen fremd sind?

Kinder sind allgemein ein von Grund auf tolles und unkompliziertes Publikum. Sie sind meist unbefangen und lassen sich auf alles ein, was man ihnen im Spiel bietet. Gleichzeitig sind sie aber auch ziemlich schlau, wie die meisten Erwachsenen wissen. Ciboulette geht gern mit Gromolo in mehrsprachige Kindergruppen hinein. Nun ist Gromolo nicht nur eine tolle Sprache. Sie ist zudem verbunden mit – ziemlich viel – Körpersprache und Augenkontakt auf Augenhöhe mit dem Gegenüber. So baue ich als Ciboulette Kontakt auf und bin in der Lage das Eis zu brechen. Es ist außerdem erstaunlich, was eine rote Nase mitten im Gesicht anzurichten vermag. Nicht zu Letzt übrigens auch bei demjenigen, der sie trägt! Als Ciboulette war ich beispielsweise auch in Erstaufnahmeeinrichtungen tätig, also in Unterkünften für nach Dresden geflüchtete Menschen. Hier galt es mit sehr viel Sensibilität auf die Kinder zuzugehen. Mein Handwerkszeug war hier eine Feder, mit der und über die sich ganz langsam der Kontakt zwischen Ciboulette und den teilweise sehr scheuen Kindern aufgebaut hat, ganz ohne frontale Kommunikation. Aber auch in gemischtsprachigen Gruppen mit Erwachsenen funktioniert die Arbeit als Clown und als Zirkustrainerin, u.a. bei Clownsworkshops oder Teamfortbildungen.

 Frage: Clowns lieben Probleme, Hürden, Fettnäpfchen. Es ist die Nahrung für ihre Kreativität. Was können die Teilnehmenden unseres Fachtages von dieser Herangehensweise mit in ihren Alltag und in die Arbeit mit der frühen mehrsprachigen Bildung nehmen?

Für Ciboulette liegt es natürlich klar auf der Hand: Man sollte sich manchmal einfach nicht so ernst nehmen und den Kopf von Zeit zu Zeit ausschalten. Dabei tief atmen und versuchen sich selbst zu spüren. P1110385Lassen Sie Emotionen zu, auch die, die Sie nicht mögen. Seien Sie auch mal wütend. In dem Fall empfiehlt Ciboulette ihren patentierten Sprach- und Emotionenteppich: Einfach draufspringen, Emotion rauslassen, runterspringen und schon ist man ein Stück befreiter. Als Clown ist man immer im Hier und Jetzt. Das schafft eine Verbindung mit dem Gegenüber und die nötige Distanz zur aktuellen Situation. Man sollte unbedingt auch an seinem Humor arbeiten, ihn in gewisser Weise trainieren, wie man es auch mit dem Lesen und Schreiben macht. Und in diesem Zusammenhang sollte man sich ab und an einfach einmal fragen: „Was würde der Clown in mir an dieser Stelle jetzt wohl tun?“

Die LaNa bedankt sich bei Yaëlle Dorison und Ciboulette für das Gespräch und die belebende sowie professionelle Zusammenarbeit mit beiden im Rahmen des Fachtages „Ich sprech‘ Urdu, was sprichst du so“. Übrigens: Die Tagungsdokumentation mit den Vorträgen und Informationen aus den Workshops der Veranstaltung finden Sie unter: https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/fachtag2017

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