
Der Landkreis Görlitz ist mit der LaNa seit Juli 2024 Projektpartner im deutsch-polnischen Interreg-Projekt „Sprachbrücke Euroregion Spree-Neiße-Bober“. Wir stellen Ihnen heute den Leadpartner im Projekt, die Euroregion Spree-Neiße-Bober, und deren Motivation für die Umsetzung eines solchen Vorhabens vor.
Allgemeine Hintergrundfakten
Die Euroregion Spree-Neiße-Bober ist eine von vier Euroregionen, die im deutsch-polnischen Grenzraum tätig sind. Die Organisation wurde 1993 gegründet und fördert als eingetragener Verein auf der deutschen und als kommunaler Verband auf der polnischen Seite der Lausitzer Neiße aktiv die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Sie umfasst den Landkreis Spree-Neiße, die kreisfreie Stadt Cottbus sowie den südlichen Teil der Woiwodschaft Lubuskie und hat eine Fläche von fast 10.000 Quadratkilometern mit rund 860.000 Einwohnern. Die Mitglieder der Euroregion sind v.a. Kommunen, aber auch Wirtschafts- und Sozialpartner, Verbände und Vereine, Bildungsträger und Privatpersonen. Insgesamt gibt es 34 deutsche und 57 polnische Mitglieder. Die Euroregion hat zwei Büros in der Europastadt Guben-Gubin. Die Geschäftsleiterin in Gubin ist Frau Izabela Pantkowska und in Guben übernimmt Carsten Jacob diese Funktion.
Ziel der Euroregion SPN
Die Hauptaufgabe der Organisation ist es, „die Probleme der Grenzregion überwinden zu helfen, eine regionale Identität zu entwickeln, Deutsche und Polen in einer gemeinsamen Wirtschaftsregion mit verbesserten und vor allem gleichwertigen Lebensverhältnissen zusammenzuführen.“
Zusammenarbeit der Geschäftsstellen
Alle sieben Jahre erstellen die Geschäftsstellen ein Entwicklungs- und Handlungskonzept. Das aktuelle Konzept „Vision 2030“ wurde im Zeitraum 2019-2020 erarbeitet. In dieser Zeit hat die Euroregion Akteure konsultiert, die im Bereich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf beiden Seiten der Neiße tätig sind. Das Entwicklungs- und Handlungskonzept enthält Hinweise, Empfehlungen und Ziele für unterschiedlichste Bereiche der deutsch-polnischen Zusammenarbeit und zeigt Handlungsfelder auf, die für die weitere Entwicklung wichtig sind.
Themen
Neben Themen wie dem Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur oder der Gesundheitsversorgung ist nach Ansicht vieler deutscher und polnischer Akteure eine der wichtigsten Herausforderungen für die Grenzregion die Frage der Zweisprachigkeit und der Sprachbarriere. Es geht darum zu klären:
- Wie kann man die Sprachbarriere überwinden?
- Wie unterstützt man institutionell das Lernen der Nachbarsprache?
Dies sind Schlüsselthemen für die Zukunft der Grenzregion. Durch das Schlüsselvorhaben „Hallo – co słychać?!“ hat die Euroregion in ihrer „Vision 2030“ der Verringerung der Sprachbarriere eine gesonderte Bedeutung eingeräumt. Nach Meinung von Carsten Jacob „ist die Grenzregion der geeignetste Ort für den Aufbau der Zweisprachigkeit“.
Projekt „Sprachbrücke“
Auf der Grundlage der Schlussfolgerungen des o.g. Handlungskonzepts und ihrer eigenen mehr als 30-jährigen Erfahrung bei der Umsetzung grenzüberschreitender Projekte beschloss die Euroregion, das Pilotprojekt „Sprachbrücke Euroregion Spree-Neiße-Bober“, das durch das EU-Kooperationsprogramm Interreg Brandenburg-Polen 2021-2027 gefördert wird, im Juli 2024 zu starten.
Das Projekt beinhaltet unter anderem das Erlernen der Nachbarsprache mit Hilfe der Methode der Sprachimmersion. Die Sprachimmersion erfolgt durch Muttersprachler in den am Projekt teilnehmenden vier Kindergärten aus der Euroregion. Da im Fördergebiet bisher keine vergleichbaren Projekte durchgeführt wurden, lud die Euroregion die LaNa zur Zusammenarbeit ein. Die LaNa unterstützt die Sprachbrücke, aufgrund ihrer Erfahrungen mit grenzüberschreitenden, tschechisch-sächsischen und polnisch-sächsischen Projekten im Vorschulbereich, als Projektpartner.
Fokus und Nachhaltigkeit des Projektes Sprachbrücke
Für Carsten Jacob ist es wichtig, dass neben der praktischen Arbeit in den insgesamt vier Kindergärten in Guben, Gubin und Chlebowo, das Erlernen der Sprache des Nachbarlandes auch nach dem Verlassen des Kindergartens institutionell und politisch unterstützt wird. Aus diesem Grund wurde eine Arbeitsgruppe „Unsere Sprachen“ gegründet, an der Personen und Institutionen aus Polen und Deutschland sowie anderen europäischen Grenzregionen teilnehmen.
Gemeinsam wird in der Arbeitsgruppe auch der Übergang des Nachbarsprachlernens von der Kita in die Grundschulen besprochen. Ziel ist es weiterhin, Möglichkeiten und Wege zu ermitteln, wie die Förderung der Zweisprachigkeit in der Grenzregion auf Regierungsebene in breiterer Perspektive erfolgen kann.
Auch Kita-Fachkräfte sowie Lehrerinnen und Lehrer, die nicht direkt am o.g. Kita-Modellprojekt beteiligt sind, haben die Möglichkeit, sich einen Einblick über die Projektaktivitäten zu verschaffen. Dies soll durch die Teilnahme an gemeinsamen Fortbildungsangeboten oder Vernetzungstreffen für die Zielgruppe erfolgen. Das Modellvorhaben in den Kindergärten läuft bis Sommer 2026, alle weiteren Maßnahmen des Projektes, darunter auch eine umfassende Evaluierung sowie die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, bis Juni 2027.
Carsten Jacob ist davon überzeugt, dass auch durch die Aktivitäten der Euroregion, insbesondere durch das Sprachprojekt, die Kenntnis der Nachbarsprache bzw. das Interesse an Polnische und Deutsch in der Grenzregion positiv beeinflusst werden.
Weitere Informationen zur Euroregion Spree-Neiße-Bober befinden sich unter www.euroregion-snb.de und zusätzliche Informationen zum Projekt „Sprachbrücke“ sind unter dem Link euroregion-snb.de/Sprachbrücke sowie unter www.nachbarsprachen-sachsen.eu/bbpl eingestellt.