Aufgeschnappt: Wortmeldungen zum Thema frühe Nachbarsprachbildung

Grenzregionen bieten optimale Voraussetzung für einen frühzeitigen Erwerb der Nachbarsprache – Kinder haben hier die Möglichkeit in ihrem Alltag der Sprache, Kultur und Lebensweise ihrer Nachbarn zu begegnen. „Frühe nachbarsprachige Bildung“ meint dabei alle Bildungsaspekte im Elementarbereich, die darauf ausgerichtet sind, dass sich Kinder ihr Lebensumfeld in der Grenzregion mit seinen sprachlichen und (inter-)kulturellen Besonderheiten des Grenzraumes erschließen. In diesem Zusammenhang geht es auch um den Erwerb und die Förderung von Kompetenzen, um im partnerschaftlichen Miteinander mit Menschen aus dem Nachbarland erfolgreich im Alltag der Grenzregion interagieren zu können. Was meinen Experten aus Politik und Bildung zum Thema „Nachbarsprache von Anfang“ in sächsischen Grenzräumen und welche Herausforderungen sehen sie?


„Die nachbarsprachige Bildung schafft einen Zugang zur Kultur und zu den Menschen im Nachbarland und erzeugt damit Toleranz und Weltoffenheit. Letztlich trägt sie dazu bei, dass die Euroregion nicht nur eine Worthülse ist, sondern auch tatsächlich mit Leben erfüllt wird und zusammenwächst. Die Entwicklung zeigt, dass in den letzten Jahren das Thema Nachbarsprache an Relevanz gewonnen hat. Es darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass wir gerade auch hier im grenznahen Raum nicht von Normalität sprechen können. Dass Kinder hier die Nachbarsprache lernen, ist noch nicht normal.“

„Jedem Kind sollte der Zugang zum frühen Erwerb der Nachbarsprache in der Grenzregion gewährt werden. Um einen kontinuierlichen und progressiven Spracherwerb sicherzustellen, ist die Formulierung von Sonderregelungen des Nachbarsprachenlernens in einer vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus zu definierenden deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenzregion notwendig. In Kindertageseinrichtungen und Schulen, die sich in dieser Region befinden, sollte das frühe Nachbarsprachenlernen ministeriell mit entsprechenden zusätzlichen Personalstunden zur Umsetzung der Immersionsmethode in den Kindertageseinrichtungen sowie einer verbindlichen Verankerung eines bilingualen Bildungszweiges in der Stundentafel geregelt und mit altersgerechten Methoden und Materialien gestützt werden.“

„Durch Migration und Globalisierung der Wirtschaft sind alle europäischen Staaten auf dem Weg zur Mehrsprachigkeit. Auch Deutschland ist auf dem Weg zu Mehrsprachigkeit, zur mehrsprachigen Gesellschaft und wir machen das immer noch von Projekten und Projektförderung abhängig. Da sind die Grenzen erreicht, wo Leute dann aufgeben und das Erarbeitete in den Schubladen landet. Die Projektabhängigkeit ist eine Ursache dafür, dass fast die Hälfte der ursprünglich aktiven Kitas im Bereich der nachbarsprachigen Bildung ihren Weg wieder verlassen hat.“

„Ein Hauptthema was in der grenznahen Region immer wieder auftaucht, ist die Anerkennung der jeweiligen Abschlüsse von den einzelnen pädagogischen Fachkräften. Wir haben auf jeder Grenzseite unterschiedliche Bildungssysteme und unterschiedliche Qualifizierungen. Man muss schauen, wie man es schafft diese Abschlüsse in Anerkennung zu bringen, denn das ist eine Gelingensbedingung, die dazu führen kann nachbarsprachige Bildung weiter voranzubringen und zu unterstützen.“

Die hier aufgeführten Aussagen wurden im Rahmen der Arbeitstagung „Auf dem Weg zur Nachbarsprache von Anfang an in Sachsens Grenzregionen“, die am 23. Juni d.J. im IBZ St. Marienthal stattfand, gegenüber einem interdisziplinär zusammengesetzten Fachpublikum kommuniziert. Nachzulesen auch in der Tagungsdokumentation, die auf www.nachbarsprachen-sachsen.eu im Veranstaltungsarchiv zum Download bereit steht.

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