Theaterpädagogische Arbeit in deutsch-polnischen Kita-Gruppen

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Foto: A. Swoboda

Kleine Wesen unter uns – so hieß ein Projekt, das die freiberufliche Puppenspielerin und Theaterpädagogin Anne Swoboda mit deutschen und polnischen Kindern des Görlitzer Kinderhauses Sonnenschein zusammenführte. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit.

Frau Swoboda, was genau haben Sie mit den Kindern in dem Projekt gemacht?
Im Oktober 2015 begannen wir gemeinsam mit den 12 Kindern mit der Vorbereitung. Am Anfang stand die Geschichtensuche an verschiedenen Orten.
Ein Künstlerwerkstattbesuch bei mir startete dann unsere gemeinsame kreative Phase. Wir tauschten die gesammelte Geschichten aus, die Kinder konnten Puppenvielfalt in der Werkstatt entdecken, einen Blick hinter die Kulissen wagen und spielerisch verschiedene Figurentechniken ausprobieren und Materialien für den Bühnenbau kennenlernen. In den folgenden 5 Projektnachmittagen im Hort Sonnenschein entwickelten wir gemeinsam und aus den Ideen der Kinder heraus eigene Wichtelgeschichten. Dabei arbeiteten die Kinder in deutsch – polnisch gemischten Teams.
Mit viel Freude spielten zum Abschluss die Kinder als große Wichtel ihre kleinen Wichtelgeschichten den anderen Schülern vor. Für uns Projektleiter und Betreuer rundete sich ein sehr arbeitsintensives Projekt ab.

Und wie hat die Verständigung mit den deutschen und polnischen Kindern funktioniert? Sprechen Sie beide Sprachen?
Puppenspiel ist ja ein gut bekanntes Instrument für die Sprachförderung im frühkindlichen Bereich. Welches Potenzial sehen Sie darin auch für die Heranführung an eine Zweitsprache und welche Erfahrungen haben Sie damit bereits gemacht?
In diesem speziellen Falle haben wir mit polnischen Kindern gearbeitet, die teilweise gut bis sehr gut die deutsche Sprache anwenden und in der Horteinrichtung diesbezüglich gefördert werden. Meine vorangegangenen Puppentheaterprojekte mit deutsch-polnischen Zielgruppen hatten da durchaus andere Voraussetzungen.
Im deutsch-polnischen Puppenspielprojekt im Hort Lindenweg, gefördert von der Veolia-Stiftung 2103, arbeitete ich sowohl inhaltlich wie auch von der Zusammensetzung der beteiligten Schüler, zweisprachig. Wir beschäftigten uns mit einer Märchengeschichte, die es in beiden Sprachen gibt und führten diese auch zweisprachig auf. Da ich selber nicht polnisch spreche, gab es einerseits eine intensive Vorbereitung mit polnischen Kollegen und innerhalb der Projektarbeit begleiteten uns zwei polnische Mütter/ Großmütter der beteiligten Kinder als Übersetzerinnen.
Aus der Arbeit im Modellprojekt „Theater von Anfang an!“, das ich mit Partnern 2012 im Görlitzer Landkreis realisierte, war mir die Zweisprachigkeit in bestimmten Kindertagesstätten geläufig. Dort hatten wir bewusst zweisprachig arbeitende Erzieherinnen mit einbezogen. Als ich dann 2014 für mein Projekt „Vielfalt bereichert!“ den Görlitzer Löwenpreis verliehen bekam, wollte ich unbedingt dies fortsetzen und weiter ausbauen. Gerade die Möglichkeiten der Puppenspielkunst und die Einbindung theaterpädagogischer Mittel zur Förderung der Sprache und der Nachbarsprache ist mein Mittel der Verständigung.
So habe ich dann in dieser Arbeit den deutsch-polnischen Dialog im Kindergarten durch künstlerischen Input in einer gemeinsam erlebten Puppentheatervorstellung zum Thema gemacht und eine zweisprachige theaterpädagogische Projektarbeit in den Partnerkitas entwickelt.
Die Projektarbeit konnte Dank des Preisgeldes mit einer deutschen und einer polnischen Bildungseinrichtung im Februar 2015 realisiert werden. So nahmen die Vorschulkinder der DPFA-Schule in Zgorzelec und die Kinder der Görlitzer Regenbogen-Grundschule erstmalig an einem zweisprachigen theaterpädagogischen Projekt teil. Aktiv und spielerisch konnten sich die Kinder mit dem Thema „Anders sein – Vielfalt leben“ auseinandersetzen. In die pädagogische Arbeit habe ich meine polnische Puppenspielkollegin einbezogen. So konnten wir echt zweisprachig „simultan“ agieren. Die Besonderheiten des Lebens in unserer Grenzregion in Sprache und Kultur wurden gemeinsam positiv erlebt. Ein weiterer Schritt in Richtung kooperatives Miteinander konnte ganz praktisch in der Begegnung umgesetzt werden. Derartiges würde ich gern fortsetzen.

Haben Sie ein paar Tipps, was Kita-Pädagogen/innen unbedingt beachten sollten, wenn sie Puppenspiel als Methode zur Heranführung der Kinder an eine Nachbarsprache einsetzen wollen?
Ich würde den Kolleginnen sehr empfehlen, sich einige Grundlagen des Puppenspiels anzueignen. Oft reicht schon ein Weiterbildungstag um grundsätzliche Fehler zu vermeiden und Ideen für die eigene Arbeit mit dem Medium zu entwickeln oder weiter zu entwickeln. Puppenspiel ist ein Handwerk, das auch für den pädagogischen Einsatz gelernt werden kann. Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten des Mediums und seiner Vorstufen ist ein inzwischen gut erprobtes Feld im professionellen Bereich.

Und was sind für Sie persönlich Ihre nächsten Herausforderungen und Vorhaben?
Ich freue mich auf drei schöne Inszenierungen an denen ich gerade arbeite: In Berlin wird es eine Neuinszenierung vom „Das kleine Ich bin Ich“ am Konzerthaus geben, in Krefeld inszeniere ich ein Theaterstück für kleine Kinder für einen Kollegen und im Sommer überrasche ich die Görlitzer beim viathea Festival mit einer musikalischen skurrilen alten Dame.
Der Herbst gehört dann neben diversen Tourneen auch wieder der Projektarbeit in einem Langzeitvorhaben mit zwei Görlitzer Einrichtungen. Und natürlich: das THEATER DER PUPPEN an drei Wochenenden im Herbst wird im vino e cultura fortgesetzt!

Die LaNa bedankt sich sehr herzlich für das Gespräch.

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