Mehrsprachigkeit von Geburt an

Viele Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Spracherwerbsprozesse für beide Sprachen gleichzeitig stattfinden, wenn ein Kind von Beginn an zwei Sprachen im Alltag hört. Dem Hörbeitrag zum Kulturtermin bei rbb Kultur entnehmen Sie nicht nur viele ganz praktische Erfahrungsberichte, sondern auch spannende Forschungserkenntnisse zum Ablauf des Spracherwerbs.

 „Kinder sind in der Lage irgendwie selbstständig diese Information, die für sie nötig ist um Sprache zu lernen, aus dem zu ziehen, was sie hören und wir können eben immer noch nicht erklären, warum sie das so gut können.“ Barbara Höhle, Professorin für Psycholinguistik und Spracherwerb im Babylab der Universität Potsdam berichtet mit ihrem Team von ihren Forschungsergebnissen. Sie legt unter anderem dar, dass bereits vier Monate alte Babys lieber grammatikalisch richtige Sätze hören und ihre Muttersprache von Geburt an von anderen Sprachen unterscheiden können.

In dem 24-minütigen Beitrag „Muttersprachen – wie Mehrsprachigkeit unsere Identität prägt“ von Vera Block berichtet neben einer Familie, deren Kind in drei Sprachen aufwächst, auch Demet Simund, Leiterin und Lehrerin der deutsch-türkischen Europaschule Aziz-Nesin Schule. Während in der Familie alle Sprachen gesprochen werden, das Kind aber selbstverständlich übersetzt und die Sprachen je nach Sprachpartner wechselt, wird in der Schule anfangs die starke Sprache des Kindes mehr unterrichtet. Nach einer Sprachstandsmessung vor Schuleintritt werden die Klassen in zwei Sprachgruppen aufgeteilt (Muttersprachgruppe Deutsch oder Muttersprachgruppe Türkisch), um Lesen und Schreiben in den Teilungsgruppen zu lernen. Mathematik wird für alle Schüler in Deutsch und Sachkunde für alle Kinder in Türkisch unterrichtet. Somit wird der Sprachunterricht mit den Sachfächern verknüpft, erzählt Simund.

„Auch die Forschung sieht das einsprachig aufwachsende Kind nicht mehr als den Normalfall des Spracherwerbs“, weiß Barabara Höhle – ein schönes Fazit zu dem informativen, facettenreichen Hörbeitrag von Vera Block, der am 28.1.2020 veröffentlicht wurde.

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