Welche Angebote gibt es bereits zur Heranführung an Kultur und Sprache des Nachbarlandes Tschechien bzw. Sachsen? Wie können diese gestärkt werden und welchen Herausforderungen sehen sich die Verantwortlichen gegenüber? Lesen Sie heute vom gelungenen Fachaustausch der Akteure, wie Pädagogen oder Entscheidungsträger aus den Ministerien, aber auch von Ideen zur weiteren Zusammenarbeit.
Vergangenen Dienstag, am 14.05.19, folgten interessierte Akteure aus dem Bereich der sächsisch-tschechischen Nachbarsprachbildung im Vorschulbereich einer Einladung des Sächsischen Verbindungsbüros in Prag, des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus (SMK), der Sächsischen Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung (LaNa) sowie des Tschechischen Ministeriums für Schulwesen, Jugend und Sport (MŠMT). Nach einleitenden Worten von Dr. David Michel, dem Leiter des Sächsischen Verbindungsbüros, folgten Grußworte der beiden Ministerien. Auf deutscher Seite begann Gerald Heinze, Leiter der Abteilung 4 SMK. Er betonte die Besonderheiten der Grenzregionen mit ihrem hohen Entwicklungspotenzial und den vielen engagierten Menschen, die dafür kämpfen, dass „der europäische Gedanke noch mehr mit Leben erfüllt wird und das Sprechen der Nachbarsprache entlang der sächsisch-tschechischen Grenze zumindest in den nächsten Generationen eine Selbstverständlichkeit werden lässt“. Auch im Grußwort vom Herrn Mgr. Jaroslav Faltýn, Leiter der Abteilung 21 des MŠMT wurde deutlich, dass es viele Vorteile bringt die Sprache des Nachbarn zu lernen und sich mit seiner Kultur auseinanderzusetzen.
PhDr. Alice Brychová von der Masaryk-Universität Brünn, Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur, begann mit einem Vortrag zum Thema „Frühes Nachbarsprachenlernen als Schlüssel zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“. Sie beschrieb die Entwicklung der Niederösterreichischen Sprachoffensive und deren Methoden des Nachbarsprachenlernens im Kindergarten. Dabei unterstrich sie unter anderem, dass das Immersionsverfahren die effektivste Methode ist, um Nachbarsprachen zu lernen, wusste aber auch um den Ertrag anderer Möglichkeiten der Heranführung an Sprache, denn der Fokus ihres Projektes liegt „auf Sprachangeboten aus dem realen Alltagsleben der Kinder, damit Sprache sinnvoll, effizient und nachhaltig erworben werden kann.“
Zur Einordnung für alle Teilnehmenden erläuterte Frau Poch vom SMK die Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung in Sachsen und betonte dabei, dass der Sächsische Bildungsplan darauf ausgerichtet ist, dass Kinder über Selbstbildungsprozesse lernen und durch Anregungen und die Bereitstellung von Materialien in ihren Lernprozessen unterstützt werden können und sollen. Dr. Gellrich, Leiterin der LaNa, stellte die Aufgaben und Ziele der Landesstelle vor und gab zugleich Impulse für die Intensivierung der sächsisch-tschechischen Zusammenarbeit hinsichtlich der nachbarsprachigen Bildung. Spannend waren in diesem Vortrag auch die Zahlen, die einen Überblick zur aktuellen Entwicklung der sächsisch-tschechischen Kita-Partnerschaften und zu deren konkreten Angeboten gewährten.
Einen Einblick in die Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung in der Tschechischen Republik verschaffte Mgr. et. Mgr. Jaroslava Vatalová vom MŠMT . Mit diesem insgesamt sehr umfassenden Input ließen sich erste Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen.
Nach einer Pause folgte ein sehr praktischer Teil. Deutsche und tschechische Kitas stellten ihre Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Projekten vor und ermöglichten so einen Einblick in deren konkrete pädagogische Arbeit. Für die liebevollen Präsentationen, Impressionen und Worte danken wir an dieser Stelle folgenden Partnern:
- Euregio Egrensis, der Sprachanimateurin Pavlina Kellerová sowie den Kitas MŠ Barvička Kraslice und MŠ Luby
- Christliche Kita „Unterm Regenbogen“ Sebnitz und ihrer Partnerkita MŠ „Kliček“ Rumburk
- „Waldhäusl“ e. V. Zittau und dem Partner ZŠ a MŠ Kamenický Šenov-Prácheň
- AWO-Kitas „Lauschezwerge“ Waltersdorf und „Spreequellspatzen“ Neugersdorf sowie ihrem Partner MŠ „Klíček“ Nový Bor
- Tandem Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Regensburg und Plzeň
Zum Abschluss der Fachtagung wurden konkrete Fragen beantwortet, Ideen zusammengetragen und zukünftige Pläne erfasst. Alle sind sich einig, dass es sich lohnt den sächsisch-tschechischen Fachaustausch zu intensivieren und gemeinsam an einem Strang zu ziehen auf dem Weg zur „Nachbarsprache von Anfang an“.
Fotos: Euregio Egrensis
Auf der Seite www.nachbarsprachen-sachsen.eu/de/saechsisch-tschechische-konferenz-zur-nachbarsprachbildung-im-vorschulbereich.html können Sie gern Grußworte, Impulsreferate und Beispiele guter Praxis lesen und einige Fotoimpressionen der Konferenz anschauen .