Der frühe Erwerb einer Fremdsprache bringt viele Vorteile mit sich. Wissenschaftliche Forschungen bestätigen: Je früher der Fremdsprachenerwerb erfolgt, desto besser wird die Sprache beherrscht – vorausgesetzt das frühe Fremdsprachenlernen ist methodisch gut umgesetzt. Damit werden unsere Jüngsten optimal auf Mehrsprachigkeit vorbereitet und es wird, vor allem mit Blick auf die heutige globalisierte Welt, schon in den ersten Lebensmonaten und -jahren ein Grundstein für eine erfolgreiche (Bildungs-) Biografie gelegt.
Neuro- und sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse sprechen dafür, so zeitig wie möglich mit dem Zweitspracherwerb zu beginnen. Denn Säuglinge und Kleinkinder haben einen besonderen Vorteil: Das Gehirn unserer Jüngsten verarbeitet Laute, Sprachrhythmen und -melodien einer zu erlernenden Zweitsprache ähnlich wie beim Mutterspracherwerb. Es wurde herausgefunden, dass innerhalb der ersten Lebensjahre beim Erlernen einer weiteren Sprache das ursprüngliche Sprachverarbeitungssystem aktiviert wird – somit bildet sich ein Nervenzellnetz aus, das zwei Sprachen gleichzeitig verarbeitet. Im Unterschied dazu entsteht bei Spätlernern im Zuge des Fremdspracherwerbs ein neues Nervenzellnetz. Schließlich ist die kognitive Anstrengung viel höher und der Lernaufwand unterscheidet sich erheblich: Erlernen Säuglinge und Kleinkinder weitere Sprachen mittels Ausprobieren und Imitation unterbewusst und intuitiv, geht es bei Spätlernern aufgrund der anderen Verarbeitungsweise des Gehirns nicht ohne Lernleistung und Fleiß.
Auch unter phonetischen Gesichtspunkten, also den lautlichen Aspekten der verbalen Kommunikation, ist ein früher Fremdsprachenerwerb sinnvoll. Eine Aussprache auf muttersprachlichem Niveau, wie dies über den Frühstart in das Fremdsprachen lernen mit muttersprachlichen Vorbildern unter gewissen Bedingungen erreicht werden kann, wird ein erwachsener Fremdsprachenlerner nicht mehr erreichen. Studien zufolge gilt ähnliches für die Grammatik: Auch diese kann im Rahmen des Fremdspracherwerbs ab einem bestimmten Alter nicht mehr fehlerlos erlernt werden.
Wollen Sie mehr dazu wissen? Weitere Informationen finden Sie u. a. in folgenden Fachpublikationen:
- Heiner Böttger, Gabriele Gien (2014): The Multilingual Brain: Zum neurodidaktischen Umgang mit Mehrsprachigkeit, S. 211f.
- Barbara Abdelilah-Bauer (2012): Zweisprachig aufwachsen. Herausforderungen und Chance für Kinder, Eltern und Erzieher, S. 37ff.