Ksenia Koba Gogodze: Gefühle und Muttersprache

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht die LaNa Geschichten von Personen unterschiedlichen Alters, die sich aufgrund verschiedener Anlässe und Motivationen den Sprachen und der Kultur unseres Dreiländerecks geöffnet haben. Heute stellen wir Ihnen in dieser Reihe mit Ksenia Koba Gogodze eine polnische Muttersprachlerin vor, die die Fremdsprachen Deutsch und Russisch gelernt hat, an der Universität in Wien am Institut für Theater-, Medien- und Filmwissenschaft studiert und parallel dazu zwei Kinder bekommen hat:

Mein Name ist Ksenia Koba Gogodze. Ich bin 33 Jahre alt, komme aus Polen und lebe seit 11 Jahren in Wien. Ich lernte hier meinen Ehemann kennen, der vor 12 Jahren aus Georgien nach Österreich kam. Vor 3 Jahren bekam ich meinen ersten Sohn, im August 2016 kam mein zweiter Sohn auf die Welt. Da ich meine volle Aufmerksamkeit den beiden Jungs schenkte, konnte ich mein Studium am Institut der Theater-, Medien- und Filmwissenschaft nicht abschließen. Zurzeit bemühe ich mich sowohl meine Masterarbeit fertig zu schreiben, als auch meine Kinder zu erziehen.

 

Wie sieht Ihre familiäre sprachliche Situation aus?
Da ich und mein Ehemann aus unterschiedlichen Ländern kommen, wachsen unsere Kinder dreisprachig auf, nämlich mit Polnisch, Georgisch und Deutsch. Es ist uns sehr wichtig, dass die Kinder alle drei Sprachen in der Zukunft auf Muttersprachenniveau beherrschen. Darunter verstehe ich nicht nur die gesprochene Sprache. Wir streben danach, dass unsere Söhne in diesen drei Sprachen sowohl Schreiben, als auch Lesen lernen. Es ist nicht einfach. Aus diesem Grund suchen wir nach Informationen in Büchern und Zeitschriften bzw. besuchen unterschiedliche Workshops, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

 

Welcher ist Ihr wichtigster Ansatz, um Ihre Kinder in Ihrer mehrsprachigen Entwicklung zu begleiten und zu fördern?
Jede Sprache kann eine neue Welt für einen Menschen öffnen und für eine bessere interkulturelle Verständigung beitragen. Außerdem kann man in seiner jeweiligen Muttersprache den Kindern mehr Gefühl übermitteln und wir fühlen uns viel wohler dabei. Diese Erfahrung habe ich mit meinem Ehemann gemacht, als ich mit ihm angefangen habe auf Polnisch zu sprechen.

 

 

 

Teilen Sie bitte eine konkrete Situation aus Ihrem Alltag mit den Kindern mit uns!
Wir beschlossen einige Schritte zu unternehmen, um die mehrsprachige Erziehung unserer Kinder zu fördern. Das Wichtigste war, dass wir mit den Kindern ausschließlich in unserer Muttersprache sprechen, das heißt ich rede auf Polnisch und mein Mann auf Georgisch. Wir folgen dem Schema: eine Person – eine Sprache. Wir würden uns auch sehr freuen, wenn die Kinder eine polnische bzw. georgische Schule besuchen würden. Das Lesen und Schreiben soll dort von den Fachleuten gelehrt werden. Es ist uns bewusst, dass die Kinder später mit der deutschen Sprache mehr Kontakt haben werden. Wir versuchen deshalb mit meinem Mann untereinander nur auf Deutsch zu kommunizieren. Meine Kinder werden außerdem Deutsch im Kindergarten bzw. später in der Schule haben. Deshalb bin ich weniger besorgt um diese Sprache.

 

Welche ist die größte mehrsprachige Herausforderung für Ihre Familie?
Ich bin froh, dass wir sehr oft nach Polen reisen können, um meine Familie zu besuchen. Das Lernen der polnischen Sprache wird dadurch unterstützt. Wir haben außerdem in Wien viele Freunde, die auf Polnisch reden. Mein Sohn spricht jetzt schon sehr gut. Da Georgien weiter weg ist und wir nicht viele Leute aus Georgien in Wien kennen, wird es schwieriger unseren Söhnen diese Sprache beizubringen. Ich versuche immer wieder selbst Georgisch zu lernen, um meinen Mann ein bisschen zu unterstützen. Es ist jedoch nicht einfach. Ich hoffe, dass sich unsere Bemühungen und Pläne als erfolgreich erweisen.

 

 

Dieser Beitrag erschien auf der Website von Zwetelina Ortega. Sie ist Sprachwissenschafterin, Autorin und Expertin für Mehrsprachigkeit. In ihrem Beratungszentrum Linguamulti bietet sie Beratung und Workshops für mehrsprachige Erziehung an. Sie ist Gründerin der LIMU-Academy, in der Deutschkurse für Kinder von zwei bis sechs Jahren stattfinden. Ortega ist mit Bulgarisch, Spanisch und Deutsch aufgewachsen. In diesen drei Sprachen verfasst sie auch ihre literarischen Texte. 2012 erschien der Gedichtband „Aз und tú“ (Edition Yara). Sie lehrt an der Universität Wien und leitet Fortbildungen unter anderem an der Pädagogischen Hochschule Wien, am Landesinstitut für Schule in Bremen und für das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern. Auf ihrem Blog finden Sie viele weitere Porträts von Menschen, die einen persönlichen Bezug zur Mehrsprachigkeit haben. Außerdem stellt sie viele Beiträge allgemein zur Mehrsprachigkeit bereit, die auch in der überregionalen österreichischen Tageszeitung Der Standard in Wien erscheinen.

 

Die LaNa wünscht Ihnen viel Freude beim Lesen dieses Beitrages und wir hoffen, dass wir Sie neugierig auf die Website von Frau Ortega machen konnten!

 

 

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