Freiwillig Fernweh bekämpfen in Żary

Foto: In der Altstadt von Warschau, Sofia Westhold
Foto: In der Altstadt von Warschau, Sofia Westholt

Sofia Westholt kommt aus der norddeutschen Kleinstadt Wedel. Von Wedel ist es nur ein Katzensprung in die Großstadt Hamburg. Während der Schulzeit nutzt Sofia eine zufällige Gelegenheit und nimmt an einem Schüleraustausch nach Bielsko Biały im Nachbarland Polen teil. Bei einem Ausflug nach Krakau verliebt sie sich in die Stadt und nimmt sich vor „Hier muss ich mal wieder hin!“.

Inzwischen hat Sofia das Abitur in der Tasche und will erst einmal raus von zu Hause, um ihr Fernweh zu bekämpfen. Die zum Teil kostenintensiveren Work&Travelangebote in die weite Welt interessieren sie dabei nur wenig. Ihr Wunsch ist es entgegen, sich freiwillig zu engagieren. Gesagt, getan. Ihre Bewerbung bei den Paritätischen Freiwilligendiensten in Sachsen gGmbH gelingt und sie bekommt eine Stelle in Polen angeboten: Das Liceum I LO im. B.Prusa in Żary in der Woiwodschaft Lubuskie (Lebus) braucht Unterstützung im deutschen Sprachunterricht. Als Liceum wird in Polen die gymnasiale Oberstufe bezeichnet, also die 3 letzten Jahre vor dem matura, dem polnischen Abitur.

Im September 2016 geht es für Sofia für ein Jahr lang aus dem Einzugsgebiet der Metropole Hamburg in das überschauliche Żary. Damit beginnt für die Abiturientin nicht nur eine neue Aufgabe im Rahmen ihres Freiwilligendienstes, sondern auch eine Reise in das ihr noch unbekannte Land Polen. Dieses will sie während ihrem Aufenthalt unbedingt kennenlernen.

Damit ihre Familie, ihre Freunde und Interessierte erfahren können, was Sofia alles erlebt, befüllt sie regelmäßig ihren Blog fernwehbekaempfer.wordpress.com mit Fotos und Berichten, typischen Alltagssituationen und Ausflugstipps, so manch spannender kultureller Eigenheit, die ihr in Polen über den Weg läuft, und vieles mehr. Sympathisch und authentisch gelingt es ihr, darüber die Daheimgebliebenen mitzunehmen auf ihre Reise durch Polen.

Die polnische Sprache lernt sie am Rande mit. Dazu nutzt sie u.a. das Tandemprinzip mit den Schülern ihrer Einsatzstelle. Sie hilft ihnen beim Lernen der deutschen Sprache und andersherum lernt sie das Polnische durch die Schüler. „Ich kann inzwischen die Dinge gut anwenden, die mein tägliches Leben betreffen, z.B. Briefmarken kaufen. Wenn ein Brief schneller versendet werden soll, dann muss man pryorytem, po proszȩ am Postschalter dazu sagen!“, meint Sofia. Und sie führt weiter an, „…durch meine Assistenz im Deutschunterricht lerne ich die deutsche Grammatik, und damit meine Muttersprache, viel besser verstehen.“

Untergebracht ist die Freiwillige in einer Wohngemeinschaft mit zwei weiteren Freiwilligen, Frauen aus Deutschland, die ihre Einsatzorte in einem Kindergarten bzw. in einem Kulturhaus vor Ort haben. In regelmäßigen Abständen treffen sich die Freiwilligen, die über die Paritätischen Freiwilligendienste Sachsen eingesetzt wurden. So kommt es auch vor, dass sich eine deutsch-polnisch-tschechische Gruppe junger Erwachsener bildet, denn es engagieren sich auch Polen und Tschechen in Sachsen. Was auffällt ist, dass die polnischen und tschechischen Freiwilligen meist älter sind, also vor dem Freiwilligendienst bereits ein Studium abgeschlossen haben. „Auf jeden Fall ist es das Beste, was man machen kann, um (gegenseitige) Vorurteile abzubauen.“, meint Sofia überzeugt. Privat organisiert sie zurzeit ein Journalistenseminar für Jugendliche ab 16 Jahren aus Deutschland und Polen, um den Teilnehmenden genau die Gelegenheit der Begegnung, des gegenseitigen Kennenlernens und Austauschens zu ermöglichen, die einst bei ihr das Interesse für Polen geweckt haben.

Wie es nach ihrem Jahr weitergehen soll, hat sich Sofia schon überlegt. Bevor sie sich in ein Studium für Geschichte und Slavistik stürzt, möchte sie „…ja erst einmal wirklich vernünftig Polnisch sprechen können!“. Sie hat sich für ein weiteres Jahr im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes in Krakau beworben und bereits die Zusage in der Tasche. In Krakau möchte sie in einer großen Bibliothek arbeiten. Wie ihr das gelingt und was sie dort alles erlebt, kann man bestimmt über ihren Blog erfahren.

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