Muttersprachler brauchen dringend Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse

Fachtagung in Ostritz galt der nachbarsprachlichen Bildung

(Autor: Andreas Kirschke für Serbske Nowiny und SZ-Niesky)

Polnisch und Tschechisch im grenznahen Raum in Sachsen brauchen systematische Förderung und Qualitätsentwicklung vom frühen Kindesalter an.  „Es fehlt nach wie vor ein wissenschaftlich fundiertes Konzept als Orientierung für die Arbeit in den Kindertagesstätten“, unterstrich Dr. Regina Gellrich, Leiterin der Sächsischen Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung, zur Arbeitstagung „Auf dem Weg zur Nachbarsprache von Anfang an in Sachsens Grenzregionen.“ in Ostritz. Aus Deutschland, Polen, Tschechien und Österreich nahmen Erzieherinnen, Lehrerinnen, Wissenschaftler, Studenten sowie Vertreter aus Bildung, Kultur, Politik und Verwaltungen teil.

Nachbarsprachen gewinnen zunehmend an Relevanz, betonte der Landtagsabgeordnete Dr. Stephan Meyer (CDU), Vorsitzender des Experten-beirates zur Unterstützung der Landesstelle. Demgegenüber merkten die Teilnehmer der Tagung kritisch die fehlende Anerkennung der Berufsabschlüsse für polnische und tschechische Muttersprachler in Sachsen an. „Ich stehe da als nicht anerkannte Fachkraft. Ich warte seit einem Jahr auf die Anerkennung meines Berufsabschlusses“, erläuterte Lehrerin Jana Brenner aus Ebersbach. Wie andere Muttersprachler hofft sie auf Anerkennung ihres Berufsabschlusses auch in Sachsen. „Die Politik hat das Problem erkannt. Sie arbeitet jetzt an der Novellierung der ´Verordnung zur Qualifizierung und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen´“, meinte Dr. Beata Brězanowa, Leiterin des Witaj-Sprachzentrums Bautzen. Auch sie hofft auf faire Anerkennung der Berufsabschlüsse. Denn nur dann können polnische und tschechische Muttersprachler dauerhaft und intensiv in sächsischen Kitas den Spracherwerb der Kinder unterstützen.

„Von wirklich gelebter Mehrsprachigkeit ist die Region noch meilenweit entfernt“, meinte Christoph Schneider, Mitarbeiter im Bereich Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH und Deutsch-polnischer Freiwilligendienst Dresden. 2009 bis 2012 betreute er in der Turmvilla Bad Muskau im Bereich Internationale Jugendarbeit immer wieder Jugendgruppen und Kulturprojekte. „Das Interesse und der Bedarf für Polnisch in der Kita Bad Muskau sind sehr groß“, schätzte er ein. „Doch die konkrete personelle Umsetzung ist schwierig. Erster Knackpunkt ist: es fehlt an der Anerkennung des Berufsabschlusses für polnische Muttersprachler bei uns in Sachsen. Zweiter Knackpunkt ist: es ist nicht möglich, einen solchen polnischen Muttersprachler nur für die Immersion einzustellen. Gerade ein solcher Mitarbeiter könnte gezielt mit den deutschen Kindern arbeiten.“

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