Zweisprachigkeit fördern: Blick hinter die Kulissen des sächsisch-tschechischen Projektalltags

In der gesamten sächsisch-tschechischen Grenzregion passiert etwas Großartiges: Dank des Kooperationsprojektes „Nachbarsprache von Anfang an! – Jazyk sousedů od začátku!“ werden Kinder frühzeitig an die Sprache und Kultur des Nachbarlandes heranführt. Ziel ist es, schon im Kindergartenalter Offenheit und Verständnis für die Nachbarsprache und -kultur zu fördern. Das Besondere: Sogenannte Sprachbegleitende besuchen Kitas und begleiten den Alltag der Kinder mit ihrer Muttersprache.

Einblick von Kati Linek, einer tschechischen Sprachbegleitenden

Eine der engagierten Sprachbegleitenden ist Kati Linek. Sie ist in sächsischen Kitas in tschechischer Sprache im Alltag dabei und vermittelt auch die Kultur ihres Landes. So erhalten die Kinder einen ganz authentischen Zugang zur Nachbarsprache. Doch wer ist Kati Linek? Und was motiviert sie?

Kati wurde in Nürnberg geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Ihre Eltern stammen aus Tschechien, und so war Tschechisch die Sprache, die zu Hause gesprochen wurde. Dennoch bezeichnet Kati Deutsch als ihre Muttersprache, da sie hier zur Schule ging und in einem deutschsprachigen Umfeld groß wurde. In Nürnberg hatte sie viele zweisprachige Freunde aus verschiedenen Ländern (Türkei, Rumänien, ehemaliges Jugoslawien u.a.), was ihr früh die Vorteile einer mehrsprachigen Erziehung zeigte.

Zweisprachigkeit: Ein Türöffner

Kati sieht ihre Zweisprachigkeit als großes Geschenk. Sie sagt, es habe ihr eine Offenheit für Fremdsprachen gegeben, die ihr in vielen Lebenssituationen geholfen hat. Besonders wichtig ist ihr die Botschaft, dass es keine Hemmungen geben sollte, wenn man eine neue Sprache lernt – Fehler gehören dazu. Genau diese Offenheit möchte sie an die Kinder weitergeben: „Es ist toll, mit mehreren Sprachen aufzuwachsen.“

Für Kati bedeutet Zweisprachigkeit auch, Grenzen nicht als etwas Bedrohliches, sondern als etwas Spannendes und Bereicherndes wahrzunehmen. Diese Einstellung spiegelt sie in ihrer Arbeit wider. In den Kitas zeigt sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Kulturen auf. So geht sie zum Beispiel sprachlich auf die Gemeinsamkeiten durch ähnliche Wörter wie „Banane“ (tschechisch: banán) und „Schokolade“ (tschechisch: čokoláda) ein. Kulturelle Traditionen, wie etwa Ostern, werden ebenfalls aufgegriffen. Dabei erklärt sie spielerisch Unterschiede, wie den fehlenden Osterhase in Tschechien.

Frühkindliche Neugier als Schlüssel

Kati ist überzeugt: Kindergartenkinder sind besonders offen und neugierig. In diesem Alter stellen sie oft Fragen wie „Wie heißt das auf Tschechisch?“ und lernen spielerisch. Sei es beim Lego-Bauen, bei dem Farben auf Tschechisch benannt werden, oder beim Tee trinken, bei dem tschechische Begriffe integriert werden – die Sprache wird alltagsintegriert vermittelt.

Im Vergleich zur Schule, wo Noten und Pflichtaufgaben im Vordergrund stehen, bietet der Kindergarten die Möglichkeit, Sprachen ohne Druck und mit Freude aufzuschnappen. So entsteht eine natürliche Offenheit für andere Kulturen.

Ein bedeutender Zufall

Katis Einstieg in das Projekt „Nachbarsprache von Anfang an!“ kam durch einen Zufall. Sie war auf der Suche nach einem Kindergartenplatz für ihren Sohn. Den Kita-Fachkräften erzählte sie, dass sie sich nach neuen beruflichen Wegen umschauen möchte. Eine Erzieherin beobachtete, wie Kati mit ihrem Kind auf Tschechisch und Deutsch kommunizierte. Die Fähigkeit ihres Sohnes, schon mit zwei Jahren mühelos zwischen den Sprachen zu wechseln, faszinierte die Erzieherin. Sie erzählte Kati von dem Projekt, woraufhin sie sich bei der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa in Zittau bewarb – mit Erfolg.

Ein vielseitiger Lebensweg

Katis berufliche Laufbahn ist sehr vielfältig. Sie studierte in Dänemark „Elektronische Komposition“, war früher bei Škoda im Bereich Innovation für deutsch-tschechische Partnerschaften und in vielen anderen Branchen beschäftigt. Heute ist sie parallel zur Projekttätigkeit auch als musikalische Begleitung von Theaterstücken und als Übersetzerin für das Internet Kultur- und Veranstaltungsmagazin des Dreiländerecks 3mag.eu aktiv. Diese Vielfalt prägt ihre kreative und offene Herangehensweise an die Arbeit.

Ein Ausblick voller Begeisterung

Heute ist Kati glücklich, ein Teil des sächsisch-tschechischen Interreg-Projektes zu sein. Sie gestaltet die nachbarsprachige Bildung in der Grenzregion aktiv mit und freut sich darauf, Kinder weiter für die tschechische Sprache und Kultur zu begeistern.

Das sächsisch-tschechische Kooperationsprojekt zeigt: Zweisprachigkeit kann Türe öffnen – nicht nur zu neuen Sprachen, sondern auch zu einer weltoffenen Haltung. Und genau das macht es so wertvoll.

Zum Hintergrund des Projektes

Das sächsisch-tschechische Projekt „Nachbarsprache von Anfang an – Jazyk sousedů od začátku!“ wird im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg Sachsen-Tschechien 2021-2027 finanziert.

Mehr Informationen unter https://www.nachbarsprachen-sachsen.eu/sncz

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