Jakubs Liebe zur Dreiländerregion

Die LaNa berichtet gern von Menschen, vom Schüler bis zur Seniorin, die sich den Nachbarsprachen Polnisch bzw. Tschechisch und der Kultur der Nachbarn geöffnet haben. Lesen Sie heute die Geschichte von Jakub Rudolf, der gerade ein freiwilliges Jahr im sächsischen Herrnhut verbracht hat und wie er hier seine Liebe zur Dreiländerregion gefunden hat.

Ich heiße Jakub Rudolf, ich bin 26 Jahre alt und komme aus Tschechien. Mein Wohnort liegt etwas 300 km südöstlich von Görlitz in Mähren in der Nähe von Olomouc. Ich habe bisher Psychologie und Germanistik studiert. Nachdem ich den Bachelorabschluss in Psychologie erworben habe, habe ich mich für einen Freiwilligendienst auf einer Schule entschieden. Ich wollte sehen, ob die Arbeit in einer Schule etwas für mich sein könnte und gleichzeitig wollte ich eine Erfahrung im Ausland machen. Deshalb habe ich mich für die Evangelische Zinzendorfschule in Herrnhut entschieden.

Inzwischen habe ich ein Jahr in Herrnhut als Freiwilliger verbracht. Dort war ich meistens im Tschechischunterricht tätig und habe überwiegend die Schülerinnen und Schüler bei der Gruppenarbeit unterstützt. Oft ging es um Fragen im Bezug auf die sprachliche Richtigkeit oder ich habe meiner Mentorin während des Unterrichts mit anderen Sachen geholfen. Auch Aufsichtstätigkeiten und andere pädagogische Arbeiten habe ich unterstützt. Meiner Mentorin, eine erfahrene langjährige Tschechischlehrerin in Herrnhut, habe ich geholfen auch das Tschechische Abitur vorzubereiten. In Herrnhut kann man nämlich „Tschechisch als Fremdsprache“ als Abiturfach wählen. 

Meinen ersten Kontakt mit Deutsch hatte ich bereits während meiner Schulzeit am Gymnasium. Leider hat die Sprache am Anfang nicht mein Interesse geweckt. Ich war einer der Besten in der Klasse in Englisch. Es hat mir Spaß gemacht und fast keine Mühe gekostet die Sprache zu lernen, weil ich viele Filme geschaut und Musik auf Englisch gehört habe. Doch kurz nach meinem Abitur versuchte ich das auch mit deutschen Filmen, weil ich mir dachte, dass es mir dabei helfen kann, mein Deutsch zu verbessern. Außerdem macht diese Form des Lernens besonders viel Spaß. Es hat funktioniert und ich konnte u.a. auch meinen Wortschatz verbessern. Bald habe ich dann auch deutschsprachige Bücher gelesen.

Schon mit 17 Jahren habe ich die Oberlausitz besucht. In der Nähe von Zittau und Görlitz gibt es einen Ort – Großhennersdorf – wo jedes Jahr das Projekt „Lanterna Futuri“ stattfindet. Dort treffen sich Menschen der drei Länder Tschechien, Polen und Deutschland. Die erarbeiten zusammen etwas Künstlerisches innerhalb einer Woche und das präsentieren sie danach. Es war eine der besten Erfahrungen meiner Schulzeit, denn ich habe hier wirklich gesehen, dass unsere Generation schnell begreift, wie nah wir uns mit unseren Nachbarn in Europa sind. Auch aus diesem Grund habe ich das Dreiländereck seit dem ersten Augenblick geliebt, weil es sehr einzigartig unter den anderen Gegenden ist. Gleichzeitig ist hier zu sehen, dass die Menschen aus den drei Nachbarländern in den letzten Jahrzehnten einen riesigen Fortschritt in Sachen gemeinsames und gegenseitiges Verstehen gemacht haben.

In Herrnhut habe ich schließlich nicht nur mein Deutsch verbessert, sondern auch erste pädagogische Erfahrungen gesammelt. Im Verlauf des Jahres habe ich viel in der Schule erlebt. Es gab viele schöne, aber auch einige schwierige Situationen. Manchmal habe ich auch Fehler gemacht. Das machen aber alle Anfänger. Der Freiwilligendienst hat somit für mich einen „Raum“ dargestellt, in dem ich mich sicher gefühlt habe, Dinge auszuprobieren und auch Fehler machen zu können. Darin sehe ich einen riesigen Vorteil des Freiwilligendienstes, weil jeder weiß, dass man noch kein Profi ist bzw. noch kein qualifizierter pädagogischer Mitarbeiter. Was ich auch gelernt habe ist, wenn man seine Arbeit gut macht, dann  bringt es früher oder später auch Belohnung. Für mich war es eine Belohnung, dass ich mir im Laufe des Jahres den Respekt der Kinder erarbeitet habe. Sie haben mir zugehört und ich musste nicht mehrmals wiederholen oder umformulieren, wenn ich sie um etwas gebeten habe, wie z.B. das Klassenzimmer zu reinigen. Am Anfang des Dienstes hatte ich damit Schwierigkeiten bzw. haben mich die Kinder gern getestet.

Jetzt nach dem Freiwilligendienst werde ich den beruflichen Pfad des Lehrers antreten. Die Erfahrungen, die ich in Herrnhut gesammelt habe, werden mir dabei sehr behilflich sein. Es ist aber schade, die deutschsprachige Umgebung nun verlassen zu müssen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nochmal zurückkomme nach Deutschland. Übrigens werde ich jetzt nur 5 km von der Grenze entfernt arbeiten und kann einfach mit allen Menschen, die ich während meines Freiwilligendienstes getroffen habe, im Kontakt bleiben.

Den Freiwilligendienst kann ich aus mehreren Gründen empfehlen. Es geht nicht nur um das Verbessern der Sprache, sondern auch um die Kontakte, die man während des Jahres findet, die Erfahrungen, die man sammelt und das Prinzip „learning-by-doing“. Vor allem ist es aber ein Weg, wie man etwas ausprobieren kann ohne Leistungsdruck. Und es ist ein unschlagbarer Weg, die Nachbarsprache zu erlernen, denn man verbringt die Zeit in der fremdsprachigen Umgebung und das ist viel effektiver als ein Sprachkurs.

Das Erlernen der Nachbarsprache hilft dann nicht nur beim Reisen ins Nachbarland, sondern öffnet auch einige berufliche Türen.

Wir danken Jakub Rudolf, dass er uns seine Geschichte aus der sächsisch-tschechischen Grenzregion erzählt hat. Wir wünschen ihm viel Erfolg auf seinem weiteren Weg hin zum Lehrerberuf.

Sind Sie beim Lesen dieser Geschichte neugierig geworden auf ein freiwilliges Jahr im Nachbarland Polen oder Tschechien? Die Paritätischen Freiwilligendienste Sachsen gGmbH sind Ihr kompetenter Ansprechpartner für Ihre Fragen und beraten Sie diesbezüglich gern.

Vielleicht sind Sie aber auch als Kita daran interessiert, tschechische und polnische Jugendliche als Freiwillige in Ihrer Einrichtung zu begrüßen? Der Paritätische berät Sie ebenfalls gern als potentielle Einsatzstelle für einen Freiwilligendienst in Sachsen. Mehr Informationen und Kontakt auf parisax.de.

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