Anička und ihre neue Heimat

Foto: Anna Käsche
Foto: Anna Käsche

„Tschechien ist nicht attraktiv. Du wirst da nicht glücklich!“ Die Auslandspläne der Abiturientin Anna Käsche stießen bei ihren Freunden auf Unverständnis. Die ganze Welt steht heute den jungen Menschen offen, doch die Eibauerin entschied sich für ein Freiwilligenjahr beim tschechischen Nachbarn. Im Evangelischen Zinzendorf-Gymnasium Herrnhut wurden die Grundlagen dafür gelegt. Dort wird Tschechisch als zweite Fremdsprache unterrichtet. Die Tschechischlehrerin war gleichzeitig Annas Klassenlehrerin. „Wir haben viele Ausflüge nach Tschechien unternommen. Das Land hat mich fasziniert und so entstand schon damals der Wunsch, es näher kennenzulernen.“, erinnert sich Anna.

Inzwischen halbmarathon-septist sie schon das zweite Jahr in Ústí nad Labem. Im Freiwillegenzentrum (Dobrovolnicke centrum z. s.) arbeitet sie als Dolmetscherin und als Deutschlehrerin. Sie betreut Kindergruppen aus sozial schwachen Familien und besucht Bewohner eines Seniorenheimes, um mit ihnen Deutsch zu sprechen.

Über den Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen wurde sie zu ihrem tschechischen Arbeitgeber vermittelt.  „Da ich Liberec und Rumburk bereits gut kannte, habe ich mich bewusst für Ústí entschieden, um unweit von zu Hause eine neue Region kennenzulernen.“, schildert Anna ihre Beweggründe. Im Freiwilligenzentrum hat sie schrittweise immer mehr Verantwortung übertragen bekommen. So wird sie aktiv in grenzüberschreitende Projekte eingebunden. Einige davon begleitet sie von der Antragstellung bis zur Umsetzung. Im Projekt „Fit fürs Leben“ unterstützt sie sozial benachteiligte Jugendliche beim Lernen der deutschen Sprache und vermittelt sie in ein Chemnitzer Bildungszentrum, in dem sie neun Wochen praktische Arbeitserfahrungen sammeln können.

Auch privat hat sie sich in ihrer Wahlheimat auf Zeit gut eingelebt. Nur drei Minuten benötigt sie von ihrem WG Zimmer raus in die Natur, wo sie sich oft und gerne aufhält: „Das ganze Elbtal ist wie ein Märchen.“. Sie hat neue Freunde gefunden, mit denen sie ihre Freizeit verbringt, „Mich beeindruckt ihre Freundlichkeit und Offenheit.“, schwärmt „Anička“, wie sie von ihren tschechischen Freunden genannt wird. Aber auch ihre Freunde aus Eibau haben ihr Vorurteil von damals längst revidiert. „Sie sehen, wie zufrieden und glücklich ich hier bin.“, freut sich Anna. „Jetzt bewundern sie mich, wie gut ich Tschechisch sprechen kann, und kommen mich gern hier besuchen.“

Für zwei Jahre wird sie beim Freiwilligenzentrum beschäftigt sein. Danach bleibt sie Ústí weiter treu, um an der dortigen Uni Lehramt Mathe und Physik zu studieren. Sie ist sich sicher, dass sie nach dem Studium auch dank ihrer Tschechisch-Kenntnisse in beiden Ländern eine gute berufliche Perspektive hat. Anička verdeutlicht, wie sehr die Sprache das Leben bereichern kann und dass das Glück nicht nur in der weiten Welt zu finden ist: „Man muss nicht weit reisen, um etwas Großartiges kennen zu lernen.“

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert