Weihnachten in den Nachbarländern

Heute können unsere Jüngsten schon das 14. Türchen im Adventskalender öffnen. Weihnachten rückt immer näher und die Vorfreude wächst. Es ist eine aufregende Zeit, nicht nur für Kinder. Überall gibt es Heimlichkeiten und schon jetzt beginnen die ersten Vorbereitungen für die Feiertage: Backen, Schmücken und Geschenke basteln. Wie in vielen europäischen Ländern ist auch in Polen und Tschechien die Weihnachtszeit eine besondere Zeit. Doch wie verbringen unsere Nachbarn diese festlichen und gemütlichen Dezembertage?

Geht man der Nase nach, gibt es keine Unterschiede in den deutschen, tschechischen und polnischen Weihnachtsbäckereien – überall duftet es nach leckerem Gebäck. In Tschechien werden Weihnachtsplätzchen (cukroví) und Weihnachtsbrot (vánočka) nach alttradierten Rezepten schon frühzeitig gebacken – damit die Leckereien im Dezember weich sind und die gesamte Adventszeit versüßen. Sollten Sie und Ihre Kinder in der Weihnachtszeit die Gelegenheit haben, probieren Sie doch im tschechischen Nachbarland Honiglebkuchen, Schneeküsschen oder Mandelstollen. Auch in Polen gibt es weihnachtliches Naschwerk, das eine Kostprobe lohnt: die polnischen Lebkuchen und Mohnrollen machen mit Sicherheit Lust auf mehr!

In Polen wird am Heilig Abend (Wigilia) für die ganze Familie aufgedeckt: 12 verschiedene Gerichte gibt es zum Weihnachtsessen (kolacja wigilijna). Jede Speise steht für einen der Apostel Christi und für die Monate des Jahres. Wer einmal in Polen zum Weihnachtsessen eingeladen ist, wundert sich vielleicht, dass ein gedeckter Platz leer bleibt. Doch dieser Brauch soll zum einen an die Verstorbenen erinnern und zum anderen spiegelt er die Gastfreundschaft der Polen wider – es könnte ja sein, dass ein unangekündigter Gast vorbei schaut. Auf jedem Gedeck liegt eine geweihte Oblate (Oplatek). Diese wird nach dem Gebet mit jedem der anwesenden Familienmitglieder geteilt – ein Zeichen der Versöhnung, Freundschaft, Liebe und des Friedens. Danach kann gegessen werden – dem Brauch nach sollte jedes der 12 Gerichte zumindest probiert werden, um der Erde für ihre Früchte zu danken. Einige Polen und Polinnen legen nach dem Essen eine Fischgräte oder -schuppe in ihre Geldbörse. Das soll Wohlstand im neuen Jahr bringen. Nach dem traditionellen Festtagsschmaus gibt es dann endlich die Geschenke und am späten Abend gehen viele Familien noch zur Mitternachtsmesse (pasterka) in die Kirche. Das Aufstellen eines Weihnachtsbaums (choinka) ist in Polen übrigens erst seit dem 19. Jahrhundert Tradition. Früher wurden die Wohnungen mit Nadelholzzweigen oder Bündeln aus Getreide und Stroh geschmückt. Noch heute ist es Brauch etwas Heu unter die Tischdecke oder unter den Tisch zu legen – als Erinnerung an Christi Geburt im Viehstall.

Das Zuhause wird auch in Tschechien weihnachtlich herausgeputzt. Es werden Weihnachtsbaum und  Weihnachtskrippe aufgestellt und Kerzen angezündet. Wer in der Vorweihnachtszeit durchs tschechische Nachbarland fährt, kann in Gegenden, in denen Fisch gefangen wird, am Straßenrand und auf Marktplätzen große Bottiche sehen. Darin tummeln sich Karpfen, die traditionell zubereitet auf jede  Festtafel am Heiligen Abend (Štědrý večer) gehören. Dazu gibt es meistens Kartoffelsalat. Vor dem abendlichen Essen sollte den ganzen Tag gefastet werden. Es heißt, wer das durchhält, wird ein goldenes Schweinchen (zlaté prasátko) sehen – und das bringt Glück. Auch in Tschechien fiebern die Kinder vor allem der Bescherung entgegen. Die Geschenke bringt das Christkind (Ježíšek). Es ist unsichtbar – aber wenn man genau hinhört, hört man es manchmal leise mit seinen Glöckchen läuten. In vielen Familien ist es Brauch am Heilig Abend einen Blick in die Zukunft zu werfen, zum Beispiel mit Bleigießen. Eine andere Weihnachtstradition ist das Apfelorakel. Dabei wird das Obst quer durchgeschnitten. Ist das Gehäuse des Apfels in der Form eines Sternes, dann bedeutet das Gesundheit im neuen Jahr. Und wie im Nachbarland Polen, soll auch hier eine Fischschuppe im Portmonee ein finanziell abgesichertes neues Jahr bringen.

Vielleicht haben Sie Freunde und Bekannte im Nachbarland oder es gibt in der Kita Ihrer Kinder auch Kinder aus Polen oder Tschechien? Dann fragen Sie doch mal nach, wie bei ihnen zu Hause Weihnachten gefeiert wird. Oder regen Sie einen Plätzchentausch an – die jeweiligen Nachbarlandspezialitäten sind immer einen Versuch wert. Auch die polnische Tradition, dass man Oblaten teilt, können Sie gut mit Ihren Kindern ausprobieren. Und sollten Sie und Ihre Familie noch ein Ausflugsziel für die Feiertage suchen, dann besuchen Sie doch einen tschechischen Weihnachtsmarkt (vánoční trh). Denn die sind im Nachbarland auch an den Weihnachtsfeiertagen geöffnet.

Quellen:
KOMPI, Lernbereich Wissen (Kapitel 3)

http://www.tschechien-online.org/modules.php?name=Reviews req=showcontent&id=546

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