20 Mai2022

Intensive Einblicke in die Kita-Arbeit und spannende Erlebnisse im Nachbarland

Das war aber eine intensive Woche! Vom 03.05. bis 07.05.2022 fand in Görlitz ein Intensivkurs für polnische Kita-Pädagoginnen und -Pädagogen statt. Fünf Tage lang beschäftigten sich die 15 Teilnehmenden mit der Nachbarsprache und deren Vermittlungsmethoden in der Kita-Praxis und mit dem sächsischen Kita-System. Im Fokus lagen dabei vor allem das praktische Ausprobieren und der Erfahrungsaustausch sowohl zwischen den Teilnehmenden selbst, als auch mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen bei Studienbesuchen vor Ort in Kitas im Landkreis Görlitz.

Kita-System und Kita-Praxis

Es gibt schon einige Unterschiede zwischen dem sächsischen und polnischen Kita-System. Diese haben wir uns bei unserem Kurs angeschaut und intensiv besprochen. Wo liegen die Arbeitsschwerpunkte in Sachsen, was beinhaltet der Sächsische Bildungsplan, wie ist der Kita-Alltag organsiert, sind die deutschen Kitas mehrsprachig? Auf diese Fragen haben wir gemeinsam Antworten gesucht – zunächst bei der Einführungspräsentation und dem Gespräch mit Dr. Regina Gellrich (LaNa-Leiterin), dann beim Sprachanimationsworkshop mit Christoph Schneider-Laris (Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH und privat auch Papa von zwei deutsch-polnisch aufwachsenden Kindern) und schließlich bei den Studienbesuchen und dem Erfahrungsaustausch mit deutschen Erzieherinnen und Erziehern in Kitas im Landkreis Görlitz.

Wie wurden die Studienbesuche von unseren Teilnehmenden bewertet? Sehr positiv! So berichtete Monika: „Es war eine sehr wertvolle Erfahrung den Tag in der deutschen Kita zu verbringen. Mir ist es aufgefallen, dass der Fokus der Erzieherinnen auf Selbstständigkeit der Kinder liegt. Kinder ziehen sich selbst an, nutzen Besteck beim Essen und gestalten den Kita-Alltag aktiv mit. Einige Methoden, die ich beobachtet habe, nehme ich in meine Kita mit. Gern lasse ich dafür ein paar polnische Lieder und Bewegungen hier, da die Kinder so viel Spaß dabei hatten.“


Nachbarsprache und Methoden

Einen wichtigen Teil des Intensivkurses bildeten auch Workshops zu Vermittlungsmethoden. Wie könnte man die Nachbarsprache in eigener Kita präsent machen und spielerisch einzelne Wörter einführen? Wie kann man den Respekt für alle Familiensprachen der Kinder in der Gruppe zeigen? Dafür eigen sich doch wunderbar unter anderem die Sprachanimationen und die Märchen. So fanden an zwei Tagen der Weiterbildung praktische Workshops zu diesen Methoden statt, bei denen die Teilnehmenden alles selbst ausprobieren, reflektieren und für die eigene Arbeit adaptieren konnten.


Was haben die Teilnehmenden dazu gesagt? Oksana: „In unserer Kita haben wir jetzt einige Kinder aus der Ukraine begrüßt. Ich sehe jetzt, wie ich diese Kinder beim Kennenlernen der polnischen Sprache mehr unterstützen kann. Ich werde aber auch Ukrainisch im Kita-Alltag einbringen. So fühlen sich alle wohl und die Sprachen der Kinder sind bei uns sichtbar.“ Und Ania: „Bei uns arbeitet man viel mit Märchen. Mir ist aber bis jetzt nicht aufgefallen, dass ich diese auch im nahbarsprachigen Kontext nutzen könnte. Das ist doch wunderbar! Die Kinder sind schon mit Märchen vertraut und deswegen kann ich ohne Probleme einige sich wiederholende Sätze jetzt auf

Fazit

Beim Intensivkurs ging es vor allem um praktisches Ausprobieren und Erfahrungsaustausch. Nebenbei wurde aber dabei die Nachbarsprache geübt und die Sprachbarrieren wurden überwunden. Wenn bei einer Übung am ersten Tag nur drei Teilnehmenden angegeben haben, dass sie sich mit der deutschen Sprache vertraut fühlen, stieg diese Zahl am letzten Tag auf 12 Teilnehmende. Kasia sagte sogar: „Danke, dass ihr mir gezeigt habt, dass die deutsche Sprache nicht so schwer sein muss.“


Mit dem Krieg in der Ukraine sind viele Geflüchteten nach Polen gekommen. In den polnischen Kitas werden bereits ukrainische Kinder betreut, die Zahlen werden aber in den nächsten Monaten noch rasant steigen. Wir freuen uns, dass beim Kurs auch der intensive Erfahrungsaustausch dazu möglich war, denn während der Umgang mit unterschiedlichen Familiensprachen der Kinder in der Kita in Polen eine aktuelle Herausforderung darstellt, ist dies in vielen sächsischen Kitas längst Normalität.

 

Wir bedanken uns besonders bei den Kitas, die ihre Tore für die polnischen Erzieherinnen geöffnet haben: Katholisches Kinderhaus Sankt Jakobus Görlitz, Kindertagesstätte „Schlumpfenhaus“ Deschka und Kindertageseinrichtung „Bergpiraten“ in Bad Muskau.

Der Intensivkurs fand vom 03.05. bis 07.05.2022 in Görlitz statt. Der Kurs ist Teil des Projektes „Groß und Klein gemeinsam – Duzi i Mali razem“, welches in partnerschaftlicher Zusammenarbeit des Niederschlesischen Lehrerfortbildungsinstitutes Wroclaw und dem Landkreis Görlitz umgesetzt wird. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG Polen-Sachsen 2014-2020. Die fachliche Begleitung erfolgt durch die Sächsische Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung (LaNa).