Betreuung von Kindern mit polnischem / tschechischem Familienhintergrund

Sie betreuen Kinder mit nachbarsprachigem Familienhintergrund?

Erfahren Sie mehr dazu, was dies mit früher nachbarsprachiger Bildung zu tun hat und wie Sie dieses Potenzial heben können.

Ute Enders, Kita-Fachberaterin Erzgebirgskreis:

„Wenn Kinder im Kita-Alltag erleben, …dass jede Sprache Wertschätzung erfährt und einen festen … Platz in der Kita erhält, dann ist das Potential unserer Grenzregionen erkannt, dann wird Vielfalt zur Normalität.“

Lassen Sie sich inspirieren:

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Tipps für die praktische Umsetzung:

Wie gestalte ich eine (nachbar-)sprachenfreundliche Kita?

Grundlegend ist dafür ein gelebtes mehrsprachigkeitsoffenes Klima in Ihrer Kita, das sich in einer wertschätzenden professionellen Haltung des Kita-Teams im Umgang mit sprachlicher und interkultureller Vielfalt widerspiegelt.

Zeigen Sie, dass sich die (Nachbar-)Sprachen und Kulturen in Ihrer Kita „auf Augenhöhe“ begegnen,  indem Sie die Sprachen der in Ihrer Kita betreuten Kinder und deren Familien für alle sichtbar und hörbar machen, z. B. durch:

  • mehrsprachige Willkommenswände, Aushänge, Beschriftung von Räumen und Gegenständen,…
  • mehrsprachige Begrüßungs- und Abschiedsrituale, Einbindung von Liedern und Reimen in der Nachbarsprache in den Morgenkreis, …
  • mehrsprachige Medien (insbesondere Bilderbücher), die Sie in Ihre pädagogische Arbeit einbeziehen

Binden Sie dabei die Kinder mit ihren jeweiligen familiensprachigen Kompetenzen und auch deren Familien aktiv mit ein.

Auf diesem Wege schaffen Sie gleichzeitig eine inspirierende Lernumgebung, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, zum Entdecken und Erforschen des sprachlichen und interkulturellen Reichtums im Lebensumfeld der Kinder in der Grenzregion, indem sich Gesprächsanlässe bieten, Fragen der Kinder aufgegriffen werden können …

In der Rubrik „Fundus zur Nachnutzung…“ auf dieser Themenseite finden Sie hierzu vielfältige Anregungen aus der Kita-Praxis und (mehrsprachige) Materialien zur Nachnutzung.

Wie können die Familien konkret eingebunden werden?

Der Aufbau einer vertrauensvollen Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Familien ist (nicht nur) für eine gelingende nachbarsprachige Bildungsarbeit grundlegend. Eine Partnerschaft muss wachsen und Vertrauensaufbau braucht Zeit. Schenken Sie sich diese Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen (bei der Anmeldung der Kinder, bei Tür- und Angel-Gesprächen etc.). Gehen Sie trotz möglicher Sprachbarrieren offen aufeinander zu – schon einfache Begrüßungsformeln in der Nachbarsprache und das ehrliche Bemühen einander zu verstehen können hier „Türöffner“ sein. Dabei erhalten Sie auch wertvolle Einblicke in die konkrete Familien- und Sprachsituation in der Familie und finden ggf. bereits erste Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit.

Gemeinsame Eltern-Kind-Angebote (z. B. bei Festen und Feiern in der Kita, bei Bastelnachmittagen etc.) sind gute Anlässe, damit sich Familien und Kinder in der Kita zunehmend heimisch fühlen. Es sind gleichzeitig interkulturelle Begegnungen, bei denen sich alle Familien auch untereinander kennen lernen und mögliche Vorurteile abbauen. Und es sind authentische Sprachbegegnungen, die für die Kinder zu positive Lernerfahrungen werden und ihr Selbstbewusstsein stärken, weil sie als kleine SprachmediatorInnen Wertschätzung erfahren.

Auf dieser Vertrauensbasis können Sie dann auch offensiv auf die Eltern, Großeltern etc. der Kinder mit nachbarsprachigem Familienhintergrund zugehen, wenn sich aus Ihrem Kita-Alltag heraus Fragen der Kinder zum Nachbarland oder zur Mehrsprachigkeit etc. ergeben, denen Sie in Ihrer pädagogischen Arbeit gemeinsam mit den Kindern, z. B. im Rahmen thematischer Angebote oder Projekte, auf den Grund gehen wollen. In der Rubrik „Fundus zur Nachnutzung…“ auf dieser Themenseite finden Sie hierzu vielfältige Anregungen aus der Kita-Praxis und (mehrsprachige) Materialien zur Nachnutzung.

Mitunter begegnen Ihnen auch Vorbehalte bzgl. des mehrsprachigkeitsoffenen Umgangs in Ihrer Kita („die Kinder sollen Deutsch lernen“). Auch sind Eltern z. T. unsicher bzgl. einer gelingenden bilingualen Erziehung ihrer Kinder (z. B. indem sie versuchen ihre eigene Muttersprache nicht zu nutzen). Thematische Elternabende zur Sprachentwicklung und Sprachförderung sind für alle Eltern wertvoll.  Außerdem gibt es umfangreiches Informationsmaterial (z. B. Elternbriefe in verschiedenen Sprachen), die den Eltern an die Hand gegeben werden können.

Welche "Übersetzungshilfen" kann ich für die interkulturelle Kommunikation nutzen?

Verfügen Sie über keine oder vermeintlich unzureichende Kenntnisse in der Nachbarsprache, so heißt es bei der Begleitung der Kinder im Kita-Alltag oder bei der Kommunikation mit den Eltern ggf., auch eigene Hemmungen und Sprachbarrieren zu überwinden.

Hier sind ein paar Empfehlungen, die Ihnen die interkulturelle Alltagskommunikation erleichtern können:

Beziehen Sie stets auch die Kinder ein: Es macht sie stolz und ist eine Form der Wertschätzung und Motivation, wenn sie als kleine SprachexpertInnen gefragt sind und sich gegenseitig oder auch den Erwachsenen weiterhelfen können.

Wertvolle Hinweise von PraktikerInnen:

„… Wie ist es zu Hause bei meinen polnischen Freunden? Welches Spielzeug mögen sie? Was essen sie gern? Diese und andere Fragen stellten sich einige Kinder. Wir haben dies aufgegriffen und entstanden ist daraus das Projekt „Komm, ich zeige dir meine Welt“, in dem wir uns mit den Kindern auf den Weg machten und die Familien zu Hause besuchten...“

Dörte Koch

Kinderschloss Sonnenschein Groß Krauscha

„In unserem Kindergarten treffen sich Familien mit 14 Muttersprachen aus etwa 20 Ländern. … Diese Vielfalt schätzen wir und animieren dazu, sie in unseren  Kita-Alltag zu integrieren…
Im Besonderen lädt unser Baum der Kulturen alle Eltern und Familien dazu ein, ihre familiären, kulturellen
oder religiösen Traditionen im Einzelnen vorzustellen.“

Katja Fleßner

Kita Kleiner Globus Dresden

„Was wünschen sich Kinder jeden Alters und jeder Kultur? Sie möchten wahres Lob und Anerkennung! Der Möglichkeiten, seine Bewunderung für die Kinder und deren Leistungen auszudrücken, gibt es viele …. Eine besondere Art der Wertschätzung … ist es, das Lob mit der Muttersprache und dem entsprechenden kulturellen
Hintergrund des Kindes zu verknüpfen
.“

Robin Jacob

Michaeliskindergarten Adorf

Impulse für Fortgeschrittene:

Durch das alltägliche Miteinander mit Kindern mit polnischem bzw. tschechischem Familienhintergrund machen alle in Ihrer Kita – Kinder und Erwachsene – wertvolle und authentische interkulturelle Erfahrungen und kommen mit der Nachbarsprache in Berührung.

Knüpfen Sie daran an und begeben sich weiter auf den Weg zur Nachbarsprache von Anfang an in Ihrer Kita!

Binden Sie polnische und/oder tschechische MuttersprachlerInnen – sowohl pädagogisches, als auch sonstiges Personal – in Ihr Kita-Team ein!

Verankern Sie die frühe nachbarsprachige Bildung in Ihrem Kita-Konzept!

Vernetzen Sie sich mit einer Einrichtung im Nachbarland und profitieren Sie von einer Kita-Partnerschaft!

Fundus zur Nachnutzung in der pädagogischen Kita-Praxis:

Projektideen

Sprache ist bunt wie der Regenbogen: Machen Sie die Nachbarsprachen in Ihrer Kita für alle sichtbar. Eine kleine Handreichung und eine Liste mit Bezeichnungen von Gegenständen und Räumen in der Kita in den drei Nachbarsprachen (D, PL, CZ) unterstützen Sie dabei.

Füllen Sie gemeinsam mit den Kindern eine Wortschatztruhe: Tauschen Sie mit den Kindern in Alltagssituationen (z. B. bei den Mahlzeiten) Vokabeln aus und halten Sie diese in einem (Nachbar-)Sprachenschatz fest, den die Kinder auch mit nach Hause nehmen können. So können Groß und Klein gemeinsam lernen.

Lassen Sie sich vom Projekt „Storch Lingi“ inspirieren, unternehmen Sie mit den Kindern eine (fiktive) Reise durch die Grenzregion und entdecken Sie gemeinsam Sprachenvielfalt in den Familien der Kinder. Auf www.deutsch-ist-vielseitig.de finden Sie eine methodische Handreichung und verschiedene Materialien zur Nachnutzung. Gern können Sie sich dazu auch die kindgerechte Karte der sächsisch-polnisch-tschechischen Dreiländerregion im Großformat bei der LaNa ausleihen.

Tauchen Sie gemeinsam mit den Kindern in Geschichten ein, denn gemeinsames Betrachten und Hören von Geschichten regt zum Sprechen und Begreifen an. Wir haben dafür ein reichhaltiges Repertoire an deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Kinderbüchern zum Vorlesen, zur Bilderbuchbetrachtung und z. T. auch zum Hören für Sie zusammengestellt. Die polnischen/tschechischen MuttersprachlerInnen unter den Eltern unterstützen Sie sicher gern beim zweisprachigen Vorlesen. Wie dies methodisch umgesetzt werden kann, zeigt ein Video der Stiftung Lesen.  Nutzen Sie dabei z. B.  auch Kamishibai-Theater. Vielleicht entsteht sogar eine mehrsprachige Leseecke in Ihrer Kita …
Weitere Anregungen zur Arbeit mit Kinderbüchern zur Erkundung der sprachlichen und interkulturellen Vielfalt bieten auch die Aktion „Volle Vielfalt Kinderbücher“ und die Handreichung „Erlebte Bücher: Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Sprachen“.

Erleben Sie gemeinsam Traditionen und Bräuche des Nachbarlandes. Sprechen Sie z. B. im Morgenkreis mit den Kindern darüber, wie bei ihnen zu Hause Feste gefeiert werden und bereiten Sie gemeinsam mit den Kindern und den Familien solche Höhepunkte in Ihrer Kita vor. Informationen zu Bräuchen und Traditionen in den Nachbarländern und Anregungen zur Einbindung in den Kita-Alltag geben Ihnen Biedronka, Zaba und Maus.

Machen Sie das Nachbarland  für alle sicht- und erlebbar: So können Sie z. B. eine kleine „Nachbarschafts-Ecke“ gemeinsam mit den Kindern gestalten –  mit authentischen Gegenständen aus dem Nachbarland, wie Bücher, Plakate, Landkarten, Fotos, Beispielverpackungen von typischen Lebensmitteln … Sie bieten nicht nur immer wieder Gesprächsanlässe für Groß und Klein, um Neues über das Nachbarland, seine Sprache und Kultur zu erfahren und sich dazu auszutauschen. Es lassen sich auch die Familien sehr gut einbinden, indem sie Materialien zur Verfügung stellen und vielleicht auch in der Kita etwas darüber berichten. 

Beispiele aus der Kita-Praxis

Die Sammelkarten „Mit Impulsen aus der Kita-Praxis durch das Jahr“ (Teil 2) bieten 12 Ideen und gelungene Beispiele aus der Fachpraxis von Kita-PädagogInnen zur Heranführung aller Kinder an Sprache und Kultur der Nachbarländer.

Materialien für die Elternarbeit
Materialien für die mehrsprachige Ausgestaltung der Kita

Besuchen Sie auch die Materialbibliothek auf der Nachbarsprachplattform oder leihen Sie sich den Nachbarsprachkoffer aus – hier finden Sie viele weitere Materialien und Anregungen zur Nachnutzung.

Ihr Beitrag für den Fundus?!

Haben Sie aktuelle Informationen, möchten Sie Materialien, mit denen Sie in Ihrer Kita arbeiten, weiter empfehlen oder haben Sie Beispiele guter Praxis etc., die Sie gern mit anderen Kita-Fachkräften teilen? Ihre Impulse nehmen wir gern auf. Sprechen Sie uns an!